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Westfalen-Blatt: zum automatisierten Fahren

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(ots) - Auto ist das Kurzwort für Automobil, und das
bedeutet »selbstbewegend«. Wie lange werden wir unsere Autos noch
selbst und in eigener Verantwortung für unser Handeln am Steuer
bewegen, bevor wir uns in einen Wagen setzen, die Zieladresse ins
Navigationsgerät eingeben, um dann nicht mehr mit den Händen ans
Lenkrad zu greifen? Das automatisierte Fahren in einem vernetzten
Verkehrssystem wird kommen, daran gibt es keinen Zweifel. Zulieferer
wie Bosch entwickeln längst Rechner, die das immense Datenaufkommen
bewältigen sollen, das die Umfeldkameras der neuen Pkw-Generation im
Straßenverkehr aufnehmen. Und der japanische Hersteller Nissan will
sein Modell Qashqai bereits 2020 mit solcher Technik auf den Markt
bringen. Allerdings dürfte dieses Auto in drei Jahren noch nicht die
Endstufe dessen erreicht haben, mit dem sich die deutsche
Ethikkommission seit einigen Monaten beschäftigt. Das Themenfeld des
Gremiums unter Leitung des ehemaligen Verfassungsrichters Ulrich Di
Fabio ist weit und anspruchsvoll. Das zeigen die von der Kommission
aufgestellten 20 Regeln. Die Leitlinien sind unter dem Strich als
Warnungen zu verstehen - auch vor »totaler Überwachung«. In der
Debatte muss zwischen zwei Begrifflichkeiten unterschieden werden.
Automatisiertes Fahren bedeutet nicht, dass man ins Auto steigt und
während der Fahrt liest, schläft oder im Internet surft - und gar
nicht auf die Straße sieht. Dabei handelt es sich um autonomes
Fahren, so etwas wie die höchste technische Stufe individueller
Mobilität. Automatisiertes Fahren meint technische Unterstützung
durch Fahrassistenten, wie es sie zum Teil schon gibt. Für den
Gesetzgeber ist die Haftungsfrage die größte Herausforderung. Und da
hat die Ethikkommission deutliche Antworten gegeben. Ohne eine
Verschiebung der Haftung vom Fahrer zum Hersteller werde der »Weg zum




autonomen Fahren nicht gangbar sein«, so die Wissenschaftler. Das
hören die Autokonzerne nicht gerne, aber anders wird es keine
Akzeptanz für die ohnehin schon stark kritisierte Mobilität 4.0
geben. Laut einer Emnid-Umfrage misstrauen 67 Prozent der Deutschen
automatisierten Fahrsystemen. Diese Skepsis hängt mit unserer relativ
alten Gesellschaft zusammen. Wenn die Technik entwickelt und
ausgereift ist, wird das Stimmungsbild ein anderes sein. Wann das
sein wird? Experten sprechen von zehn bis 20 Jahren. Und um dann
nicht wie bei den Elektroautos zweiter Sieger zu sein, macht die
deutsche Automobilindustrie Druck auf die Politik. Jetzt soll alles
ganz schnell gehen, manches wirkt überhastet. Deswegen ist es gut,
dass die Ethikkommission vor allem gesetzgeberische Sorgfalt fordert.



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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 20.06.2017 - 21:00 Uhr
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