(ots) - Sommer war draußen. Im Sitzungssaal des Essener
Landgerichts sorgte die Klimaanlage gestern für eine ziemlich
unterkühlte Temperatur. Und genauso war die Stimmung der
Prozessbeteiligten. Der Angeklagte Thomas Middelhoff und seine
Verteidigung hatten von Anfang an auf einen Freispruch
hingearbeitet. Schließlich ist es in diesem Wirtschaftssystem nicht
verboten, mehr Geld für sich fordern. Nach den ersten
Zeugenvernehmungen sah sich die Verteidigung bestätigt. Daher ist
die Einstellung des Verfahrens alles Andere als ein Sieg - zumal,
wenn man die mahnenden Worte des Vorsitzenden einbezieht. Seine
Erklärung, wonach es weiterhin einen hinreichenden Tatverdacht gebe,
lässt immerhin die Niederlage der Staatsanwaltschaft nicht ganz so
groß erscheinen. Eine Niederlage ist es trotzdem. Verloren hat auch
die Öffentlichkeit. Sie muss damit leben, dass es kein Urteil geben
wird. Es hätte aber den Sachverhalt, die Zahlung eines Bonus von
2,3 Millionen Euro an den Chef des wenige Monate später pleite
gegangenen Karstadt-Konzerns Arcandor, ohnehin nur juristisch
bewertet. Ein eigenes moralisches Urteil steht jedermann frei.
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