(ots) - Wie sich doch die Zeiten ändern. Kaum ist in
Deutschland Wahlkampf, verschärft sich der Ton aus Berlin gegenüber
dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Auf einmal kann die
Politik klare Ansagen machen, die sie bisher ängstlich vermied, um
den Despoten aus Ankara nicht zu provozieren - er könnte ja den
Flüchtlingsdeal platzen lassen. Die befremdliche Haltung offenbart
eine taktische Schwäche. Denn Erdogan zelebriert seine Situation
genussvoll. Ob er reden darf oder nicht, er gewinnt immer. Falls ja,
ist er der Held, falls nein, das Opfer deutscher "Faschisten". So wie
er das deutsche Zaudern für seinen Referendumswahlkampf benutzte,
benutzt er jetzt den deutschen Wahlkampf für seine innenpolitische
Imagepflege. Warum? Weil deutsche Politiker sich benutzen lassen.
Weil sie es nicht wagten, Position zu beziehen und notfalls auch zu
handeln. Jetzt erscheinen Auftrittsverbote wohlfeil und bringen
Wählerstimmen. Will die Regierung wirklich Haltung zeigen, könnte sie
Erdogan zum Beispiel klarmachen, dass es keine Erweiterung der
Zollunion mit der EU gibt, solange demokratische Standards in der
Türkei verletzt werden und mehr als 160 Journalisten inhaftiert sind.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de
Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell