(ots) - Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) und des Koordinationsrates der Muslime
(KRM) haben sich am Dienstag (4. Juli) zu ihren jährlichen
Konsultationen erstmals in Wittenberg getroffen. Der Ort wurde im
Jahr des 500. Reformationsjubiläums auch als gemeinsames Zeichen für
ein friedliches Miteinander der Religionen gewählt. Der
Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm,
bezeichnete den Religionsdialog mit dem Islam als wichtigen Teil
einer "Lerngeschichte der Reformation", die vor 500 Jahren von
Wittenberg aus ihren Anfang nahm. "Freiheit bedeute immer auch die
Freiheit der Andersglaubenden", so Bedford-Strohm. Es gehöre zu den
christlichen Einsichten, dieses Ja zur religiösen Vielfalt auch klar
auszusprechen und zu vertreten. Der Sprecher des KRM, Aiman Mazyek,
bedankte sich für die Einladung und gratulierte zum Jubiläum. "Eine
solche Begegnung von christlichen und muslimischen Repräsentanten
wäre vor 500 Jahren an diesem Ort noch unvorstellbar gewesen",
erinnerte Mazyek.
Nach einem Rundgang an die Ursprungsorte der Reformation in
Wittenberg betonten beide Seiten die Notwendigkeit, mit
unterschiedlichen Glaubensvorstellungen konstruktiv und friedlich
umzugehen. Die Geschichte zeige bis heute, welch fatale Folgen es
habe, wenn Menschen ihre Gottesvorstellungen mit politischer Macht
oder brutaler Gewalt durchzusetzen versuchen.
Der Gesellschaft müsse deutlich werden, dass die unterschiedlichen
Religionen Christentum und Islam dem gesellschaftlichen Zusammenhalt
nicht im Wege stehen, sondern ihn mit aller Kraft befördern. Die
jüngsten Attentate in Deutschland hätten zur Verunsicherung der
Bevölkerung beigetragen und die Debatte um religiös motivierte Gewalt
und Zuwanderung verschärft. "Populisten und Rechtsextremisten
versuchen diese Stimmungen zu nutzen oder gar zu schüren, dagegen
müssen wir uns als religiöse Menschen, aber auch als
Zivilgesellschaft insgesamt zur Wehr setzen", forderte Mazyek. "Eine
starke Zivilgesellschaft braucht auch in Zukunft starke und
eigenständige Religionsgemeinschaften", ergänzte der Ratsvorsitzende
mit Blick auf die islamischen Organisationen in Deutschland.
Gesprächsgegenstand war auch die gegenwärtige außenpolitische
Lage, unter anderem das deutsch-türkische Verhältnis und dessen
Auswirkungen auf das Miteinander in Deutschland. Die darin liegenden
Belastungen für das Vertrauensverhältnis bestärkten die
Teilnehmenden, umso mehr auf dem Weg der Verständigung und des
Friedens weiterzugehen und dafür in der Gesellschaft einzustehen.
Das Gespräch wurde am Vorabend der vom 5. bis 10. Juli
stattfindenden Themenwoche Interreligiöser Dialog bei der
Weltausstellung Reformation in Wittenberg geführt.
Hannover, 5. Juli 2017
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
Die Teilnehmerliste des Gesprächs zwischen Vertreterinnen und
Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des
Koordinationsrates der Muslime (KRM) am 4. Juli 2017 in Wittenberg
kann über den Pressekontakt angefordert werden.
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Carsten Splitt
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