(ots) - Mit viel Getöse, viel Prominenz aus der
deutschen und internationalen Auto-Industrie soll morgen in Berlin
der Diesel-Gipfel über die Bühne gehen. Mit am Tisch im
Bundesverkehrsministerium sitzen gleich vier Bundesminister sowie das
Kanzleramt, die Spitzen der Gewerkschaft IG Metall, weitere Verbände,
die Regierungschef des Autobauer-Bundesländer von Bayern,
Baden-Württemberg bis Niedersachsen. Zusammen 21 Organisationen. Ein
"G21" von Politik und Auto-Industrie also. Doch solch ein Aufgebot
aus Prominenz kann eigentlich nur skeptisch machen. Nicht einmal die
beteiligten Bundesminister sind sich einig darin, was dieses
Gipfeltreffen eigentlich konkret bringen soll. Außer den
unverbindlichen Ãœberschriften: Wir tun was. Der Diesel soll sauberer
werden. Dabei steht viel auf dem Spiel. Betroffen sind über 800 000
Arbeitsplätze in der Autoindustrie - etwa 200 000 direkt abhängig vom
Diesel - und noch viel mehr bei den Zulieferern. Direkt vom
Diesel-Skandal betroffen sind, nicht zu vergessen, über zwölf
Millionen Fahrer und Halter von Dieselfahrzeugen, Privatleute, aber
auch Handwerker und Gewerbetreibende. Alle hatten sich bis vor nicht
all zu langer Zeit für die umweltfreundlichen, weil verbrauchsarmen
Antriebe entschieden. Soll das alles nun nicht mehr gelten? Hat der
Selbstzünder, als "clean Diesel" mit Hightech-Technik angepriesen,
keine Zukunft mehr? Ausgerechnet die deutsche Vorzeige-Industrie
steht nun am Pranger und hat mit einem Imageverlust zu kämpfen, der
weh tut. Auf der anderen Seite machen Grüne, Linke,
Umweltschutzverbände, aber auch von Abgasen besonders betroffene
Städte und Bürger Front gegen Diesel-Autos. Die gesundheitlich
schlimmen Folgen von etwa zu vielen Stickoxiden in der Atemluft sind
nicht einfach mit dem Verweis auf Arbeitsplätze oder Industriepolitik
vom Tisch zu wischen. Es gibt Statistiken über Todesopfer. An den
Folgen der Abgase sollen weit mehr Menschen sterben als an
Verkehrsunfällen. Doch auch hier vermischen sich Fakten und
Halbwahrheiten bis hin zu interessengeleiteten Falschmeldungen. Eine
verantwortungsvolle, objektive Betrachtung des Problems mit all
seinen Facetten täte not. Doch danach sieht es, gerade jetzt in
Zeiten des Wahlkampfes, leider nicht aus. Während die einen den
Dieselmotor bereits zu Grabe tragen und besser heute als morgen aus
dieser Technologie aussteigen wollen, halten andere zwanghaft daran
fest. Vielleicht liegt in einem Mittelweg der Ausweg aus dem jetzigen
Diesel-Dilemma. Nach allem, was man bislang weiß, hat der Diesel eine
Zukunft - und zwar als wirklich sauberer Antrieb, mit effektiver
Abgasreinigung, ohne Schummelsoftware, die saubere Werte auf dem
Prüfstand vorgaukelt. Saubere Diesel haben auch als Hybridantriebe,
kombiniert mit Elektromotoren, noch viel Potenzial. Und sei es, um
die Lücke bis zu den Elektrofahrzeugen zu überbrücken. Wenn die
Konzern-Vorstände ihre Ingenieure nur mit der gleichen Verve an die
Lösung des Abgasproblems gehen ließen, wie sie derzeit immer noch
tricksen, täuschen und verheimlichen, wäre das Problem wahrscheinlich
in wenigen Monaten gelöst. Dass es gelingen kann, moderne
Dieselmotoren sauber zu bekommen, hat die Autoindustrie doch bereits
bewiesen. Auch wirtschaftlich wären die Mehrkosten für saubere
Diesel-Motoren zu verkraften. Der morgige Gipfel muss allerdings auch
Antworten darauf geben, was die Millionen Dieselfahrer hierzulande
erwarten können. Für die Halter kostenlose Änderungen der
Motorsteuerung müssen ebenso angepackt werden wie, notwendige
Eingriffe in die Motortechnik.
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