PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nordkorea

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nordkorea

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(ots) - Der Schlüssel zur Lösung der Nordkorea-Krise
liegt in Peking. Nur China kann die Lage noch entschärfen, nachdem
Donald Trump auf die seit Jahren bekannte derbe Holzerei aus
Pjöngjang einen ebenso groben Keil gesetzt hat.

Für hilflose Beobachter - und mehr sind wir nicht - besteht kein
Anlass, sich auf den US-Präsidenten einzuschießen, auch wenn dessen
Feuer-Wut-und-Macht-Rhetorik alles noch schlimmer macht. Nordkorea
hätte sich gegenüber der Regierung Obama oder einer Präsidentin
Hillary Clinton kein Deut anders verhalten. Denn: Diktator Kim Jong
Un glaubt seit kurzem über eine funktionierende
Interkontinental-Rakete zu verfügen. Das lässt ihn so hemmungslos
auftrumpfen, dass Mr. President prompt in die Angeberei einsteigt.

Halten wir uns also nicht mit Trump-Bashing auf, wenn es um
Wichtigeres als dämliche Drohgebärden geht. Auf dem Spiel stehen zu
allererst Menschenleben, sehr viele - beiderseits des 38.
Breitengrads.

An zweiter Stelle rangiert die Ökologie, die enormen Schaden
nehmen kann, selbst wenn »nur« kleine atomare Sprengköpfe gezündet
werden. Bis zum Ende des Ost-West-Konflikts gab es entlang der
innerdeutschen Grenze massenhaft so genannte taktische Atomwaffen.
Noch soviel Wortgeklingel damals konnte die Gefahr nicht kleinreden.
Und schließlich steht bei einem Kernwaffeneinsatz die weltweit
verflochtene Wirtschafts- und Finanzwelt vor gefährlichen
Verwerfungen. Er könnte ohne Frage auch Deutschland empfindlich
schädigen.

An dieser Stelle kommt China ins Spiel. Die roten Kapitalisten
scheren sich einen Dreck um humanitäre und ökologische Aspekte. Aber
bei einer Gefahr für den Staatskapitalismus hört der Spaß auf. Ein
Gegenschlag der USA auf Nordkorea hätte für Peking existenzielle
Folgen. Die KP Chinas müsste letztlich um ihre Stabilität und




Machtbasis fürchten.

Nordkorea dient dem Wirtschaftsriesen in jeder Beziehung als
Bollwerk, aber Chinas Führung braucht nicht Kim Jong Un. Der
durchgeknallte Raketen-Krieger wäre zur Not austauschbar. Die bange
Frage bleibt allerdings, wie oft sich die Eskalationsspirale noch
drehen muss, bis die Macht im Norden endlich durchgreift. Russlands
Rolle in dem Konflikt ist auch nicht ohne: Experten glauben, dass
nordkoreanische Fernwaffen mit dem Triebwerk russischer SS-18-Raketen
ausgestattet sind, die wiederum in der Ukraine produziert wurden. Und
was bedeutet die jüngste Eskalation für Trump und seine Art, die
mächtigste Nation der Welt zu führen? Dass weder Diplomatie noch
Maulheldentum gegenüber Kim Jong Un irgendetwas bewirken. Das eine
wusste Trump schon immer, das andere muss er noch lernen.



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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 09.08.2017 - 21:00 Uhr
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