(ots) - Anfang des Jahres wäre man vermutlich als Fantast
abgestempelt worden, wenn man vorausgesagt hätte, im August gehört
Sigmar Gabriel mit zu den beliebtesten Politikern des Landes. Gerade
weil das seinerzeit nicht der Fall war, und gerade weil die SPD mit
Gabriel und seiner Sprunghaftigkeit so haderte, wurde Martin Schulz
Kanzlerkandidat und Parteichef. Nun wird man aber den Eindruck nicht
los, dass sich Gabriel vielleicht doch für den besseren Kandidaten
hält. Offenbar auch angespornt von der neuen Beliebtheit bei den
Bundesbürgern, die bislang freilich noch jedem Außenminister fast
automatisch zuteilgeworden ist. Das sollte Gabriel nicht vergessen.
Er mischt jedenfalls munter mit im Wahlkampf und lässt keine
Gelegenheit aus, die Union und die Kanzlerin zu attackieren. Sich
immer wieder in scharfer Form innenpolitisch einzubringen, hat
vermutlich noch kein anderer vor ihm im Außenamt getan. Jetzt also
der Vorwurf, Angela Merkel unterwerfe sich US-Präsident Donald Trump.
Dass dies Quatsch ist, weiß auch Gabriel. Aber sechs Wochen vor der
Bundestagswahl klingt der Tadel nur allzu gut. Man kann sicherlich
aus überzeugenden Gründen den Beschluss der Nato kritisieren, die
Militärausgaben bis 2024 in Richtung zwei Prozent des
Bruttoinlandsproduktes der Mitgliedsstaaten zu erhöhen. Auch eine
Abkehr von der Vereinbarung kann man verlangen. Aber zur Wahrheit
gehört eben auch, dass vor drei Jahren Gabriels Vorgänger
Frank-Walter Steinmeier den Beschluss mitgetragen hat. Ob Martin
Schulz das innenpolitische Treiben des Außenministers gefällt, muss
bezweifelt werden. Denn koordiniert und durchdacht wirkt es nicht
immer. Aber: Gabriel ist nun mal keiner, der sich an die Kette legen
lässt. Schon gar nicht im Wahlkampf.
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