PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Islam-Terror

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Islam-Terror

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(ots) - Ja, es klingt zynisch: Spanien war überfällig.
Seit Jahren haben Sicherheitsbehörden vor islamistischen Attentaten
vor allem in Barcelona gewarnt. Auch haben die Geheimdienste die
Anschlagsziele konkret benannt: die bei Touristen beliebte Promenade
Las Ramblas und die Kathedrale Sagrada Família. Trotzdem ließen sich
die Morde nicht verhindern. Spanien hat wegen der baskischen
ETA-Separatisten so etwas wie Terrorerfahrung und entsprechend
weitreichende Gesetze. Diese wurden nach den islamistischen
Anschlägen von März 2004 in Madrid mit 191 Todesopfern verschärft.
Seitdem ist wenig passiert, weil viel verhindert werden konnte. Schon
2008 wollten radikalisierte Muslime in Barcelona Pendlerzüge in die
Luft jagen, und allein nach den Pariser Anschlägen von November 2015
unternahm die spanische Polizei acht große Anti-Terror-Einsätze gegen
Dschihadisten. Ob El-Kaida oder IS: Im Denken der Islamisten ist
Spanien ein von Christen besetztes muslimisches Land. Al-Andalus ist
der arabische Name für den zwischen 711 und 1492 muslimisch
beherrschten südlichen und mittleren Teil der iberischen Halbinsel.
Das Emirat von Córdoba und seine maurischen Ausläufer reichten um das
Jahr 900 von Algeciras im Süden bis nach Porto im Westen und
Barcelona im Osten. Diese Herrschaftsphase gilt als Blütezeit des
Islams. Was der jüngste Anschlag in Barcelona mit dem in Madrid von
2004 gemeinsam hat, ist die politisch aktuelle Dimension. Damals vor
13 Jahren waren die Bomben kurz vor der Parlamentswahl explodiert.
Das Attentat war folgenreich, denn der konservative Regierungschef
José María Aznar verlor sein Amt an den Sozialisten José Luis
Rodríguez Zapatero. Dass der neue Ministerpräsident die spanischen
Soldaten aus dem Irak zurückrief, galt als Erfolg für die
Terroristen. Und heute? Katalonien und seine Hauptstadt Barcelona




stimmen am 1. Oktober über die Unabhängigkeit der Region ab. Die
Autonomieregierung will an dem Termin trotz des Anschlags festhalten,
die Zentralregierung in Madrid lehnt das ab - wegen des Anschlags.
Welchen Einfluss der Terror auf das Votum hat, ist schwer
vorherzusagen. Eine Abspaltung wäre in jedem Fall eine Schwächung
Spaniens und hätte Signalwirkung. Es sieht derzeit so aus, als wäre
der »Islamische Staat« (IS) schon bald ohne territorialen
Herrschaftsraum. Das ist kein Grund zur Freude. Denn der
inner-muslimische Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten wird den
Menschen im Irak und in Syrien erhalten bleiben - und mit jeder
verlorenen Schlacht dort steigt das Risiko hier bei uns. Je weniger
Gebiet der IS kontrolliert, desto stärker wird das andere Ziel
verfolgt: die Schlacht weiter in die Städte Europas zu tragen.



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Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 21.08.2017 - 20:30 Uhr
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