(ots) - Außenpolitisch war es wohl sein größter Fehler: Als
sich Barack Obama 2011 auf ein konkretes Abzugsdatum für die
Kampftruppen aus Afghanistan festlegte, kam das einem
Durchhalte-Appell an die Taliban gleich. Die waren nach der Tötung
ihres Masterminds Osama bin Laden endlich in der Defensive. Doch auch
der rückständigste Bergkrieger wusste: Wenn die Amis gehen, bleiben
deren Alliierte bestimmt nicht zurück. Statt der mächtigen Isaf, die
aktiv die Islamisten-Truppe bekämpfte, müht sich nun eine kleine
Hilfstruppe ab, die schwachen afghanischen Kräfte auszubilden und zu
beraten. Ein Desaster mit Ansage. Aber Donald Trump nutzte diesen
Kardinalfehler im Wahlkampf nicht aus, um die Demokraten und ihren
damaligen Präsidenten vorzuführen. Stattdessen lud er die
Rückzugspolitik noch nationalistisch auf: "America first!" hieß eben
auch, kein amerikanisches Blut mehr in fernen Weltgegenden zu
vergießen. Nun hat der Präsident und Commander in Chief der letzten
Supermacht offenbar bemerkt, dass er sich nicht aussuchen kann, wo er
den weltweit agierenden militanten Islamismus bekämpft. Das ist aus
zwei Gründen gut so. Erstens zeigt es, dass Trump doch hin und wieder
auf Fachleute - in diesem Fall seine Generäle - hört. Zum Zweiten
kann es in Afghanistan natürlich nicht so bleiben, wie es ist. Wenn
dort zivile Strukturen entstehen sollen, die den Bewohnern ein
menschenwürdiges Leben mit einer hoffnungsvollen Perspektive
ermöglichen, muss der Terrorismus effektiv bekämpft werden. Die
afghanischen Kräfte sind dazu offensichtlich noch nicht in der Lage.
Der Job, den eine Allianz aus mehr als 40 Staaten mit dem Mandat der
UN übernommen hat, ist noch nicht getan. Und ein Impuls ist nicht
bloß deshalb schlecht, weil er von Trump kommt.
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