(ots) - Mit dem Forschungsprogramm "Horizon 2020" hat sich
die Ausrichtung der europäischen Großindustrie zugunsten der
Großindustrie verschoben. Diesen Vorwurf erhebt Martin Pigeon von der
in Brüssel ansässigen Nichtregierungsorganisation Corporate Europe
Observatory (CEO) gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung
"neues deutschland" (Samstagausgabe). Pigeon kritisiert vor allem,
dass in den zurückliegenden Jahren der Einfluss von Unternehmen und
Lobbygruppen auf die Politiker der Europäischen Union stetig
gewachsen sei. "Horizon 2020 ist mit einem Volumen von über 70
Milliarden Euro das weltweit größte Programm zur Förderung von
Forschung und Wissenschaft. In dem 2014 gestarteten Programm hätten
sich, so Pigeon, im Vergleich zu seinem Vorgängerprogramm die
Forschungsausgaben für Public-Private Partnerships (PPP), Projekte in
Kooperationen mit Industriebetrieben, von neun auf über 20 Prozent
mehr als verdoppelt. Oftmals stünden zudem Gutachter, die für
EU-Behörden Expertisen anfertigen sollen, in einem
Interessenkonflikt. Pigeon: "Nehmen wir EFSA, die wichtige
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die jedes einzelne
Produkt, das in die Supermärkte kommen soll, genehmigen muss. Unseren
aktuellen Untersuchungen zufolge hat fast jeder Zweite (46 Prozent),
der für EFSA Gutachten schreibt, Interessenkonflikte. Das heißt, er
oder sie wurde entweder direkt von einer EU-geförderten Firma bezahlt
oder hat in den letzten fünf Jahren für sie gearbeitet."
Pigeon sieht sich in seiner Kritik durch das EU-Parlament
bestätigt. So hat die sozialdemokratische spanische EU-Abgeordnete
Soledad Cabezón Ruiz vor wenigen Wochen in einem Bericht die Frage
aufgeworfen, ob Großunternehmen weiterhin mit Mitteln aus "Horizon
2020" gefördert werden sollten.
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