(ots) - Was auch immer den Herrscher vom Bosporus
gestern bewoge hat, eine der zwölf politischen Gefangenen aus
Deutschland freizulassen: Ein Zeichen für Entspannung ist es nicht.
Fast gleichzeitig legte Außenminister Mevlüt Cavusoglu in gewohnt
zügelloser Weise nach, indem er den beiden Kanzlerkandidaten
Faschismus, Rassismus, Demokratie-Feindlichkeit und Türkenhass
vorhielt. Nichts davon ist wahr. Das wissen auch die Türken.
Zumindest wissen es die knapp 50 Prozent, die dem Präsidenten beim
Referendum die Gefolgschaft verweigerten. Die Inhaftierung
zehntausender angeblicher Terroristen schüchtert sie ein. Die Frage
ist: Wie lange noch? Die europäische Politik kann nicht warten. Sie
muss reagieren. Der Abbruch der EU-Beitrittsgespräche ist nicht mehr
tabu. Wie schon Cem Özdemir gesagt hat, sind die Inhaftierungen
unschuldiger deutscher Staatsbürger nichts anderes als Geiselnahmen.
Erdogan spekuliert darauf, sie gegen Angestellte seines
Geheimdienstes oder gegen Gülen-Anhänger einzutauschen. Das sind
Mafia-Methoden. Wer sie anwendet, könnte international zur Fahndung
ausgeschrieben werden.
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