(ots) - Der Ökonom Samir Amin warnt vor einem Verfall der
Demokratie. "Die bürgerliche Demokratie bewegt sich immer mehr hin zu
einem Ein-Parteien-System", sagt Samin im Interview mit der in Berlin
erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland"
(Dienstagausgabe). "Egal ob Konservative, Liberale oder
Sozialdemokra- tie - alle traditionellen Parteien unterscheiden sich
letztlich nicht mehr wirklich voneinander." Diese Parteien würden
alle die gleichen Regeln akzeptieren - nämlich die des
Finanzkapitals.
Auch auf internationaler Eben sieht der gebürtige Ägypter keine
wirkliche Konkurrenz mehr. "Es gibt zwar bis zu einem gewissen Grad
einige Ausnahmen wie Kuba, Russland, China und Vietnam, doch im
Grunde akzeptieren heutzutage alle die Aufteilung der Welt so wie sie
ist", so Amin. Bis zum Zweiten Weltkrieg sei dies anders gewesen. Da
habe es nicht den einen Imperialismus, sondern zum Beispiel den
deutschen, englischen, US-amerikanischen oder französischen
Imperialismus gegeben. Doch nun seien sich die herrschenden Klassen
rund um den Globus im Grunde einig, wie das System laufen solle.
Ein neues, solidarisches Wirtschaftssystem sieht Amin nicht im
Entstehen. Stattdessen vergleicht er die heutige Situation mit dem
Ende des Römischen Reiches. "Nach nur einer kurzen Phase der Blüte
kam es da zu einer zehn Jahrhunderte langen Phase der Dekadenz", so
Amin.
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