(ots) - Außenminister Sigmar Gabriel fürchtet "ein neues
atomares Wettrennen", falls das nordkoreanische Atomwaffenprogramm
nicht gestoppt werden kann. "Mich wundert, wie isoliert Nordkorea
betrachtet wird", sagte Gabriel dem stern. Sollte sich das Regime in
Pjöngjang durchsetzen, so der SPD-Politiker, "wird das Schule machen.
Dann werden sich vielleicht auch Südkorea und Japan Atomwaffen
beschaffen wollen. Andere Länder werden nachziehen, auch in Afrika,
auch in unserer Nachbarschaft. So wird die Welt ein Pulverfass."
Der Vizekanzler plädierte nach den am Montag im UN-Sicherheitsrat
abermals verschärften Sanktionen gegen Nordkorea deshalb dafür, den
Konflikt auch auf diplomatischem Wege zu entschärfen. Ähnlich wie
zuvor schon Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht Gabriel die
Iran-Gespräche als Vorbild. Mit einem "doppelten Ansatz von
Wirtschaftssanktionen und Verhandlungen" sei es gelungen, das
iranische Atomprogramm zu stoppen. Das hält der Außenminister auch im
Fall Nordkorea für möglich. "Wir Europäer können Teil einer
diplomatischen Lösung sein. Wir haben Gesprächskanäle nach
Pjöngjang", so der frühere SPD-Vorsitzende. "Es geht zuallererst um
Vertrauensbildung."
Damit eine weitere Eskalation in Nordkorea verhindert werden
könne, sei es allerdings nötig, das Verhältnis zu Russland zu
normalisieren, sagte der Außenminister dem stern. "Wir brauchen zur
Lösung der Nordkorea-Krise, aber vor allem auch zur Eindämmung der
Weiterverbreitung von Atomwaffen beide: die USA und Russland", so
Gabriel. Er wolle sich auch nicht damit zufrieden geben, dass
Nordkorea nur auf eine weitere Entwicklung von Nuklearwaffen
verzichtet. "Einfrieren kann nur der erste Schritt sein", sagte
Gabriel. "Am Ende muss eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel
stehen."
Gabriel lobte ausdrücklich seinen amerikanischen Amtskollegen.
US-Außenminister Rex Tillerson habe dem nordkoreanischen Machthaber
Kim Jong-un "ein weitreichendes und kluges Angebot gemacht. Wenn
Nordkorea auf die Entwicklung von Atomwaffen verzichtet, sind die USA
bereit, Kim Garantien zu geben: keine militärische Intervention, kein
'regime change', kein Sturz des Diktator", sagte Gabriel dem stern.
"So klar hat das noch keine US-Regierung unterbreitet. Das ist die
Richtung, in die wir gehen müssen."
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