(ots) - So widersprüchlich ist Realpolitik. Da warnt
ein deutscher Außenminister vor der Gefahr einer nuklearen Eskalation
in Fernost, fordert (wie schon Vorgänger von anderen Parteien)
wahlkampfwirksam den Abzug aller Atombomben von deutschem Boden - und
dann macht Berlin einfach nicht mit, wenn die Uno ein weltweites
Verbot von Kernwaffen beschließen will? Natürlich würde es einer
Bundesregierung moralisch gut stehen, sich an die vorderste Front der
Abrüstung zu stellen. Ein Zeichen zu setzen, gerade in Zeiten, da ein
unberechenbarer Mann im Weißen Haus mit atomarer Kraft protzt und
droht und anderen rät, sich zum Schutz vor ähnlich Unberechenbaren
doch selbst "die Bombe" zuzulegen. Das Ziel der atomwaffenfreien
Welt, das US-Präsident Obama einmal formuliert hat, ist in weite
Ferne gerückt. Wann, wenn nicht jetzt, wäre eine Handlung von
Symbolkraft nötig? Doch so einfach ist es eben nicht. Mit der
Unterzeichnung würde Berlin zwei seiner engsten europäischen Partner
in Paris und London gleichsam ins Unrecht setzen. Vom Affront
gegenüber dem großen Unberechenbaren ganz abgesehen. Und noch immer
gilt, dass das Land auch unter dessen nuklearem Schirm steht.
Abrüstung geschieht nicht auf dem Papier und nicht einseitig, sondern
nur wenn alle Seiten verhandeln. So hart ist Realpolitik.
Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Dr. Klaus Welzel
Telefon: +49 (06221) 519-5011
Original-Content von: Rhein-Neckar-Zeitung, übermittelt durch news aktuell