(ots) - Der Wirtschaftsforscher Andrew Watt beurteilt die
geplanten Arbeitsmarktreformen in Frankreich skeptisch. Die Regelung,
nach der auf betrieblicher Ebene Arbeitsbedingungen festgelegt werden
können, sei ambivalent, sagte der Abteilungsleiter des
Wirtschaftsforschungsinstituts IMK der Hans-Böckler-Stiftung der in
Berlin erscheinenden überregionalen Tageszeitung "neues deutschland"
(Freitagausgabe). Zwar könne dies das Tarifsystem stärken. "Es kann
aber auch sein, dass die Beschäftigten über den Tisch gezogen werden,
wenn sie in einer schwachen Position sind und um ihre Jobs fürchten",
so Watt.
Weil derzeit die Arbeitslosigkeit in Frankreich hoch sei, "wird
die Dezentralisierung wahrscheinlich zu einem schwächeren
Lohnwachstum führen".
Scharfe Kritik übte Watt an der EU und an Deutschland. Die
Macron-Regierung "steckt in der Klemme", so Watt. Wegen der
EU-Defizitregeln könne sie fiskalpolitisch kaum etwas tun, um die
Wirtschaft anzukurbeln. So habe die Regierung zuletzt massiv gespart,
um das staatliche Defizit zu senken. Zudem seien in Deutschland die
Einkommen über viele Jahre extrem schwach gestiegen. "Das hat die
französische Wirtschaft in Schwierigkeiten gebracht. Ihre preisliche
Wettbewerbsfähigkeit hat sich gegenüber deutschen Firmen
verschlechtert." Nun werde Frankreich gezwungen, über
Lohnzurückhaltung die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen zu verbessern.
Dabei seien die Gehälter in Frankreich in der Vergangenheit nicht
übermäßig erhöht worden: "Die Lohnstückkosten sind pro Jahr im
Schnitt um knapp zwei Prozent gestiegen. Das ist eine optimale
Entwicklung, die wir uns für die ganze Eurozone gewünscht hätten", so
Watt.
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