(ots) - Immer fallen einem Namen ein, die den Preis
mindestens so verdient hätten. Dafür kann die Jury nichts. Sie kann
nicht alle glücklich machen. Hat allerdings auch schon mehr Menschen
verstört als nötig. Mit Kazuo Ishiguro jedoch nicht. Nachdem zuletzt
Dylan neben viel Jubel auch viel Skepsis auslöste und der Preisträger
sich recht pubertär aufführte, sind nun die Reaktionen positiv, es
ist eine seriöse Übergabe zu erwarten, und die japanische Herkunft
des britischen Autors passt in kulturelle Crossover-Konzepte.
Außerdem ist er weder ein unbekannter Außenseiter, noch einer der
ständigen Verdächtigen oder ein Hochbetagter, dessen großes Werk
lange hinter ihm liegt.
Aber das alles ist völlig unwichtig. Wichtig sind die Bücher. Die
berühmten verfilmten und die anderen. Etwa "Als wir Waisen waren",
eine Art Krimi, der zurückführt in eine Kindheit in Shanghai. Oder
"Der begrabene Riese", eine Art Fantasy-Roman aus dem sechsten
Jahrhundert. Ishiguro liest sich leicht. Seine Sprache ist schön,
zurückhaltend. Unter der Oberfläche klaffen gewaltige Tiefen.
Schrecken zeigen sich und Liebe und Güte. Der Nobelpreis sollte guten
Büchern viele Leser verschaffen. Das könnte hier funktionieren.
Deshalb ist die Entscheidung vielleicht nicht besonders mutig oder
sensationell, aber sehr richtig.
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