(ots) - Kein »Business as usual« verspricht die Tarifrunde
der Metall- und Elektroindustrie zu werden. Angesichts voller
Auftragsbücher ist die Zeit für eine offensivere Gangart der größten
Industriegewerkschaft überreif. Die Beschäftigten legen seit Jahren
viel Flexibilität an den Tag, dafür fordern sie einen Ausgleich. Die
Sehnsucht nach kürzerer Arbeitszeit und mehr Zeit für Erholung,
Ehrenamt oder Weiterbildung, für Kinder oder pflegebedürftige Eltern
ohne finanziellen Absturz ist verständlich. Niemand weiß, wann die
Konjunktur einbricht und die weltweite Auto-Ãœberproduktionskrise
hierzulande wütet und den Verteilungskampf erschwert. In der
Verhandlungsrunde wird entscheidend sein, ob der Druck ausreicht,
damit die Unternehmer Lohnausgleich für befristete
Arbeitszeitverkürzung zahlen. Dafür genügen kurze Warnstreiks nicht.
28 Jahre nach dem Mauerfall versteht keiner, warum Metaller in
modernen ostdeutschen Betrieben Kollegen zweiter Klasse sind, die 38
Stunden in der Woche arbeiten müssen. Die »35« im West-Tarifvertrag
ist ein Produkt harter Kämpfe seit 1884. Ein Streik im Osten für die
35-Stunden-Woche wurde 2003 abgebrochen - er scheiterte auch an der
Passivität im Westen und der Distanzierung von »Betriebsratsfürsten«
westdeutscher Autokonzerne. Ab Januar bietet sich die Chance, fest an
einem Strang zu ziehen. Streiks sollen wehtun. Es darf nicht sein,
dass Bahnchaos oder Politikerreden bei Betriebsversammlungen die
Produktion mehr bremsen als Arbeitskämpfe.
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