PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Niedersachsen-Wahl

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Niedersachsen-Wahl

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(ots) - Das Superwahljahr hält an diesem Wochenende noch
eine Zugabe bereit: die vorgezogene Landtagswahl in Niedersachsen.
Und obwohl weder Angela Merkel noch Martin Schulz zur Wahl stehen,
geht es für die Vorsitzende der letzten großen Volkspartei CDU und
den Chef der nicht mehr ganz so großen Volkspartei SPD um viel - bei
Letzterem vielleicht gar ums politische Ãœberleben.

Landesthemen dominierten den kurzen, dafür aber umso heftigeren
Wahlkampf: der VW-Skandal, die Bildungspolitik, der Streit um die
Massentierhaltung und die innere Sicherheit. Klar ist: Es geht am
Sonntag zuerst um das Land zwischen Harz und Heide, aber das Ergebnis
wird bis Berlin hallen. Die Wahlen 2017 haben Spuren hinterlassen -
nun könnten daraus endgültig Furchen werden.

Schafft es die Merkel-CDU nach Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen zum dritten Mal in diesem Jahr, ein Flächenland
zurückzuerobern und einen SPD-Ministerpräsidenten zu stürzen? Und was
wird aus Schulz? Ausgerechnet der spröde Stephan Weil ist die letzte
Hoffnung für die Sozialdemokraten und ihren Vorsitzenden nach
Monaten, die schlechter kaum hätten laufen können.

Ironie der Geschichte: Die CDU steht mindestens ebenso unter
Druck. Nicht zuletzt deshalb, weil ihr Spitzenkandidat Bernd
Althusmann lange schon wie der sichere Sieger aussah. Nachdem der
überraschende Wechsel der frustrierten Landtagsabgeordneten Elke
Twesten von den Grünen zu den Christdemokraten die
Ein-Stimmen-Mehrheit von Rot-Grün hatte platzen lassen und Neuwahlen
nötig geworden waren, wiesen alle Umfragen einen großen Vorsprung für
die CDU aus.

Ein paar Wochen und ein historisch schlechtes
Bundestagswahlergebnis für die Union später sieht die Welt anders
aus: Die SPD hat sich nicht nur wieder rangekämpft, sondern lag
zuletzt in einer Umfrage sogar vorn. Es könnte ein




Kopf-an-Kopf-Rennen geben.

Auch die Regierungsbildung droht schwierig zu werden, weil es
weder für Rot-Grün noch für ein Bündnis aus CDU und FDP reichen
dürfte. SPD-Ministerpräsident Weil hofft, in einer Ampelkoalition mit
Grünen und FDP im Amt bleiben zu können. Sollte es die Linke in den
Landtag schaffen, wäre auch Rot-Rot-Grün denkbar. Rechnerisch sollten
zudem eine Große Koalition sowie ein Jamaika-Bündnis machbar sein.

Die spannende Frage heißt folglich nicht nur: Wer schafft es auf
Platz 1? Sie lautet: Wer bekommt eine Regierung zusammen? Und: Was
wollen FDP und Grüne - nicht zuletzt mit Blick auf die
Koalitionsverhandlungen in Berlin? Stärkste Partei zu werden, kann
für Amtsinhaber Weil wie für Herausforderer Althusmann reichen, muss
es aber nicht. Sicher ist, dass am Ende nur einer von beiden jubeln
wird - der andere wird Trübsal blasen und seiner Partei einen
ziemlich heißen Herbst bescheren.



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Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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Datum: 13.10.2017 - 21:00 Uhr
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