(ots) - Ist es klug, dass Horst Seehofer die offene
Personalfrage in der CSU hinter den Koalitionsverhandlungen in Berlin
versteckt? Ähnlich weist die ebenfalls, aber nicht so stark wie
Seehofer, in die Kritik geratene CDU-Vorsitzende Spekulationen um
einen möglichen Rückzug weit von sich. Aus der Sicht des Erhalts
ihrer Macht ist ein solches Vorgehen von beiden nachvollziehbar. Sie
folgen damit gewissermaßen dem hehren Grundsatz: zuerst das Land,
dann die Partei. Zugleich aber blockieren beide eine personelle
Neu-Ausrichtung von CSU und CDU. Die Zeiten jedenfalls als Horst
Seehofer und mehr noch Angela Merkel gleichsam unantastbar waren,
sind spätestens seit der jüngsten Bundestagswahl vorbei. Von den
unerhört wichtigen politischen Entscheidungen, die in den nächsten
Wochen anstehen, haben die beiden Vorsitzenden der Unionsparteien
immer auch die Fortführung der persönlichen Karriere im Hinterkopf.
Das kann lähmen, muss es aber nicht. Auf der anderen Seite gehört zu
einer personellen Erneuerung nicht nur einer - oder eine - dessen,
deren Tage im Amt gezählt erscheinen, sondern auch ein würdiger
Herausforderer. Bei den Christsozialen ist das gegeben. Auch wenn
Markus Söder derzeit alles tut, um eigene Ambitionen auf den
CSU-Vorsitz zu verleugnen. Ein "Königsmörder" will der Franke ohnehin
nicht sein. Auch weil die Erfahrung lehrt, dass diejenigen, die das
Feuer auf den Vorsitzenden eröffnen, dann später nicht dessen Amt
bekommen. Bei der CDU ist die Lage noch unklarer. Es gibt schlicht
keinen wirklichen Herausforderer, weder intern und schon gar nicht
offiziell. Hinzu kommt, dass die beiden erfahrenen "Alpha-Tiere"
Merkel und Seehofer bei den jetzigen harten Verhandlungen um eine
Jamaika-Koalition unersetzlich scheinen. Gäbe es dagegen
einschneidende personelle Veränderungen an der Spitze von CDU und
CSU, wäre das durchaus mögliche Regierungsbündnis mit FDP und Grünen
schier undurchführbar. Oder, um es mit Merkel zusagen, zurzeit sind
sie und Seehofer alternativlos.
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