(ots) - In der Pädagogik gilt es als wichtig, Kindern die
Gelegenheit zu geben, ihre Konflikte selbst zu lösen. Wenn immer
sofort ein paar eifrige Eltern zur Stelle sind, sobald sich ein
Streit anbahnt, wird der Nachwuchs nie lernen, schwierige Situationen
kooperativ zu meistern. So weit, so gut. Es gibt aber - Eltern kennen
das - eine Grenze, ab der aus pädagogischem Nichteingreifen
Fahrlässigkeit wird. Diese Grenze ist erreicht, wenn die Streithähne
sich verrannt haben - oder ein Beteiligter dem anderen unterlegen
ist.
Dass die EU sich nach wie vor weigert, im immer weiter
eskalierenden Konflikt zwischen der spanischen Regierung und dem
abtrünnigen Katalonien vermittelnd einzugreifen, ist fahrlässig.
Jeder kann sehen, dass sich die Konfliktparteien in eine
aussichtslose Lage gebracht haben - und die katalanische
Regionalregierung ist allem selbstbewussten Auftreten zum Trotz dem
spanischen Staat unterlegen. Ein Konflikt auf Augenhöhe ist das
nicht.
Selbst wer einigermaßen leidenschaftslos in Bezug auf die Sache
der Unabhängigkeit ist, muss sich fragen, worauf die Strategie des
spanischen Ministerpräsidenten eigentlich hinauslaufen soll. Mag er
das Gesetz noch so sehr auf seiner Seite haben: Dass mit immer
drastischeren Maßnahmen der Konflikt nicht zu befrieden sein wird,
ist doch offenkundig. Aber Rajoy hat längst seinen »point of no
return« überschritten. Er muss weitermachen, damit er das Gesicht
nicht verliert. Kluge Diplomatie wird es von dieser Seite nicht
geben. Deshalb muss jetzt Brüssel ran!
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