(ots) - »Wir sind es unseren Völkern schuldig, einer
weiteren Entfremdung zwischen Deutschen und Russen entgegenzuwirken.«
Dieser Interview-Satz Steinmeiers, geäußert vor dem ersten Besuch
eines deutschen Staatsoberhaupts in Moskau seit sieben(!) Jahren,
traf den Nagel auf den Kopf. Steinmeier war oft in Moskau, diesmal
zwar nicht mit politischer Macht ausgestattet, doch das musste kein
Nachteil sein. Zum einen war er, als er diese als Außenamtschef noch
hatte, von der Kanzlerin, etwa wenn es um Dreiergespräche mit den
Kollegen aus Frankreich und Russland ging, häufig düpiert worden, die
das zu Steinmeiers Verdruss selbst übernahm. Zum anderen ist es
gerade die gern zitierte Unabhängigkeit eines Bundespräsidenten, von
der nun jenseits lähmender Koalitionsorder Gebrauch gemacht werden
konnte. Hat der Besuch hier Zeichen gesetzt? Er hat es schon, indem
er stattfand und damit einen Kontrapunkt zu der unseligen Attitüde
deutscher Geschichtsvergessenheit Gauckscher Prägung setzte. Diese
Botschaft scheint in Moskau wohlwollend aufgenommen worden zu sein.
Man hat die frostige Bezeichnung der Visite lediglich als
Arbeitsbesuch dort offenbar nicht auf die Goldwaage gelegt. Das
sollten beide Seiten nicht tun, auch in Zukunft. Für Berlin sollte
gelten: Gedeihliche deutsch-russische Beziehungen sind zu wichtig für
die politische Atmosphäre, die Wirtschaft und vor allem den Frieden
in Europa, um sie transatlantischen Scharfmachern zu überlassen.
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