(ots) - Das Votum von drei Dutzend Bundesversammelten aus
Union und FDP gegen den eigenen Kandidaten im ersten Wahlgang hatte
allenfalls vordergründig damit zu tun, dass der eine oder andere
Gauck vielleicht tatsächlich für einen besseren Präsidenten hielt.
Die aufmüpfigen Stimmzettel waren nicht zu seinen Ehren adressiert,
es waren gelbe Karten für Merkel und Westerwelle. Nach allem Zoff in
der angeblich so gewollten schwarz-gelben Koalition und nach dem
Unions-Desaster bei der NRW-Wahl war dies der Tag der Abrechnung.
Nicht der Umfang der Dissidenz, aber ihre Grundtendenz war
vorhersehbar. Sie hätte sich auch gezeigt, wenn der Gegenkandidat
nicht Gauck geheißen hätte.
Insofern sind die Vorwürfe von SPD und Grünen an die LINKE, an ihr
sei ein Sieg über die Koalition gescheitert, recht faul. Wenn es so
sehr ihr Anliegen war, eine rot-grün-rote Mehrheit zu erreichen,
warum haben sie dann nicht vor Präsentation ihres Kandidaten das
Gespräch mit der LINKEN gesucht? Warum haben sie im Alleingang einen
Kandidaten erkoren, der manchen Konservativen aus dem Herzen sprach
(Ja zum Afghanistan-Krieg, Geringschätzung sozialer Gerechtigkeit,
Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sei »zementiertes Unrecht«), für
die LINKE aber nur Verachtung übrig hat?
Am Ende sah es so aus: Wulff wurde nicht dank der LINKEN
Bundespräsident, sondern dank eines nur auf den eigenen kleinen
Vorteil erpichten Vorgehens von SPD und Grünen.
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