(ots) - Die Idee der Neuerrichtung des Berliner
Stadtschlosses hat für die Entwicklung einer Berliner Debattenkultur
wichtige Impulse gegeben. Was die Stadt und das Land mit der
Errichtung der Schlossarchitektur von Franco Stella handfest gewinnen
würden, das wurde im Laufe der Jahre immer unklarer. Mit dem
Beschluss von Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang
Schäuble, den Baubeginn in die nächste Legislaturperiode zu
verschieben, wurde nun die Notbremse gezogen. Die Finanzkrise wurde
zum letzten harten Argument gegen den 552 Millionen Euro teuren
Prestigebau, dessen Betrieb weitere Millionen verschlingen würde, und
das verschobene Schloss so zum neuen Symbol staatlicher Sparpolitik.
Im Interview mit dem Kunstmagazin art äußerten sich die
Schlossplatz-Akteure darüber, wie sie der neuen Situation begegnen.
Für den Geschäftsführer der Baukammer Berlin, Peter Traichel, hat
die Regierung vor allem ihr Wort gebrochen und das derzeit größte
Antikonjunkturprogramm für die Bauwirtschaft verabschiedet: "Von
Einsparmaßnahmen kann schon wegen der drohenden
Schadensersatzforderungen nicht die Rede sein. Der unverantwortliche
Beschluss der Bundesregierung, auf ein Symbol von überragender
nationaler und internationaler Bedeutung zu verzichten, steht auch
für den Stopp öffentlicher Investitionsvorhaben im Bauwesen."
Zuversichtlichere Töne von Manfred Rettig, Vorstand Stiftung
Berliner Schloss - Humboldtforum: "Politisch war dieses Bauprojekt
mit der Fertigstellung 2014 ursprünglich völlig unrealistisch
eingetaktet. Wir bekommen jetzt die Ruhe und Solidarität in die
Planungsphase, die man für ein solches Großprojekt braucht. Trotzdem
muss im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahnlinie 5 die Zeit im Auge
behalten werden." Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz, äußerte art gegenüber, dass ein Problem des
Vorhabens in der Außenwahrnehmung liege: "Noch immer wird das
Humboldtforum vor allem als Bauprojekt, und nicht als das derzeit
bedeutendste kulturpolitische Projekt des Landes gesehen." Die
Aussicht des Baubeginns 2014 trage auch mit sich, dass Investitionen
an den falschen Orten geleistet werden müssen. Zum Bauerhalt des
maroden Dahlemer Museums beispielsweise, welches seit Ende der
neunziger Jahre den Umzug in das Humboldtforum plant. "Die
Grundsteinlegung muss auf 2013 vorgezogen werden, das wäre jetzt ein
ganz wichtiges Zeichen."
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