(ots) - Von Christoph Pepper
Sarrazin und kein Ende. Der Streitfall um die provozierenden
Thesen des Noch-SPD-Politikers zur Migration bewegt die
Öffentlichkeit in seltener Heftigkeit.
Inzwischen ist dabei aus der Diskussion über die strittigen
Auffassungen des Autors eine Auseinandersetzung über den Umgang mit
ihm selbst geworden. Die weitgehend einhellige und ziemlich rigorose
Ablehnung, die Sarrazin quer durch die politische Klasse und
veröffentlichte Meinung entgegenschlug, fand ihren Widerhall auf
Bürgerseite allerdings auch in vielfach lautstark geäußerter
Ãœberzeugung, hier solle eine missliebige Stimme mundtot gemacht und
damit ein unangenehmes Thema unter den Teppich der politischen
Korrektheit gekehrt werden.
Wovon nun aber keine Rede sein kann. Schließlich beschäftigen die
Themen Zuwanderung und Integration, früher in der Tat von der Politik
nur mit der Kneifzange angefasst, die Öffentlichkeit durchaus in
einem Maße, das den aufgelaufenen Problemumfang widerspiegelt. Ob
angemessen oder nicht, darüber lässt sich, wie über alles, streiten.
Doch ist gerade hier die Grenze schmal zwischen sachgerechter
Diskussion und populistischer Agitation, die - gewollt oder nicht -
Fremdenhass und Ausländerfeindlichkeit schürt, übrigens auch
Integrationsunwilligkeit. Sarrazin hat diese Grenze bewusst und
mutwillig überschritten, die absehbaren und zum Teil sicher auch
einkalkulierten Folgen wird er auszuhalten haben.
Mit seiner Entscheidung, freiwillig seinen Bundesbank-Posten
aufzugeben, zieht er die richtige Konsequenz aus der Unvereinbarkeit
einer herausgehobenen öffentlichen Stellung mit dem Schüren
gesellschaftlicher Zwietracht. Dem Bundespräsidenten erspart er damit
eine unangenehme Situation, was ihm positiv anzurechnen ist. Ein
Märtyrer der Meinungsfreiheit ist er jedoch nicht. Zweifellos aber
hat er mit seiner Attacke allseits gleich mehrere Nerven getroffen.
Wie sehr vielen Menschen das Thema auf den Nägeln brennt, sollte
Politik und Publizistik spätestens nach diesem Streit mehr als klar
sein.
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