(ots) - Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) widerspricht
negativen und fachlich teilweise falschen Berichten zur
Substitutionsbehandlung von Opiatkonsumenten in der Ärztezeitung und
in Medien der WAZ-Gruppe ("Junkies nehmen Heroin und dealen mit
Methadon"). Zum wiederholten Mal entsteht in der Öffentlichkeit durch
solche Berichte der Eindruck, viele Substituierte würden weiterhin
Heroin konsumieren und ihr Substitut auf dem Schwarzmarkt
weiterverkaufen. Dieses pauschale Bild entspricht nicht der
Wirklichkeit. Substitution ist die weltweit erfolgreichste
Behandlungsform für Heroinabhängige und rettet in Deutschland
Zehntausenden das Leben.
Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH erklärt hierzu:
"Substitutionspatienten werden in diesen Berichten diskreditiert,
indem sie als Dealer und Betrüger dargestellt werden. Die positiven
Effekte der Substitutionsbehandlung fallen unter den Tisch.
Substitution ermöglicht den Betroffenen den Ausstieg aus der
Drogenszene und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Viele
können zum Beispiel wieder arbeiten."
Die WAZ-Medien zitieren einen FDP-Landtagsabgeordneten, der sich
auf nicht näher bezeichnete Studien bezieht. Die Ärztezeitung nimmt
in ihrem Bericht Bezug auf die bekannte ZIS-Studie, zieht aber
falsche Schlüsse. Bereits nach Veröffentlichung der Studie im Jahr
2009 erläuterten die Autoren: "Bei den befragten 806 Personen handelt
es sich zum großen Teil um sozial desintegrierte, schwer kranke
Personen, die im Umfeld von Drogenkonsumräumen kontaktiert wurden,
und nicht um reguläre, integrierte Substitutionspatienten." Die
Wissenschaftler reagierten damit auf fehlerhafte Berichte über die
Studie, unter anderem im Spiegel.
Das Thema Beikonsum (Drogenkonsum zusätzlich zum Medikament, das
die Droge ersetzt) wird immer wieder falsch dargestellt. Indem etwa
Kokain, Medikamente und Alkohol in einem Atemzug mit Heroin genannt
werden, entsteht der Eindruck, viele Substituierte würden weiter
Heroin konsumieren. Das kommt aber nur relativ selten vor.
Dazu Dirk Schäffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug:
"Drogenabhängige konsumieren oft viele Substanzen. Die
Substitutionsmedikamente wirken ausschließlich gegen die
Opiatabhängigkeit. Der missbräuchliche Konsum anderer Substanzen wird
nicht beeinflusst. Hier werden unrealistische Erwartungen an die
Substitutionsbehandlung gerichtet."
Auch der reflexartige Ruf nach mehr Kontrolle der
Substitutionsbehandlung verkennt die Realität. Substitution ist
bereits heute so engmaschig reglementiert, dass viele Ärzte den
Aufwand scheuen und aus dieser Behandlungsform aussteigen. Ein
Höchstmaß an Regeln und Kontrollen erschwert zugleich vielen
Abhängigen den Einstieg in die Behandlung.
Statt Substitution in Frage zu stellen, muss es darum gehen, die
Palette der zur Verfügung stehenden Medikamente zu erweitern, um noch
mehr Heroinkonsumenten eine für sie passende Behandlung anbieten zu
können. Nach den Ergebnissen der "Heroinstudie" in Deutschland
profitieren sowohl bisher nicht erreichte Heroinkonsumenten als auch
so genannte "Substitutionsversager" von einer Behandlung mit
Diamorphin (pharmazeutisch reines Heroin).
Darüber hinaus gilt es, den Wiedereinstieg in Arbeit und
Beschäftigung weiter zu erleichtern und damit die Fähigkeit zur
Eigenverantwortung zu stärken. Beikonsum kann auf diesem Weg
reduziert werden.
Unter www.aidshilfe.de finden Sie Links zu den genannten
Presseberichten. Dort steht auch die zitierte Stellungnahme von den
Autoren der ZIS-Studie online.
Pressekontakt:
Dirk Schäffer,
Referent Drogen und Strafvollzug,
Tel. 01522-993 87 11,
dirk.schaeffer(at)dah.aidshilfe.de