Sogenannte Kreativtechniken nützen oft wenig – gute Ideen entstehen beim Abschweifen.
(firmenpresse) - Kreativität ist in unseren unübersichtlichen Zeiten zur wichtigsten Ressource im Wirtschaftsleben aufgestiegen – die einzige Versicherung gegen Krisen, sterbende Wirtschaftszweige und Konkurrenz aus allen Erdteilen sind neue, revolutionäre Ideen. Apple, Google, E-Bay und Facebook – hinter diesen wahrhaft märchenhaften Erfolgsgeschichten steht am Anfang stets ein Mensch mit einer neuen Idee. Was aber braucht man, um kreativ zu sein? Wie muss die Arbeitsumgebung beschaffen sein, wie „managt“ man die eigenen Einfälle und die der Mitarbeiter?
Mindmapping und Co. sind kein Patentrezept
„Brainstorming“ am Konferenztisch – was wie ein Gewitter von Neuronenblitzen klingt, ist in vielen Büros eine Pflichtübung mit eher mäßigem Output. Stressfaktoren wie Konkurrenzdruck, Beobachtung durch Chefs und Kollegen, die Stimme des inneren Zensors sowie die Angst vor negativen Kommentaren lassen selten das Unerwartete, Begeisternde entstehen, das alle so krampfhaft herbeiwünschen. Oder fast noch schlimmer, alle warten auf das, was der Chef sagt, und loben auch dürftige Einfälle über den grünen Klee.
Dagegen fliegt uns die Lösung für ein Problem, über das wir lange vergeblich gegrübelt haben, ganz unerwartet beim Sockensortieren zu, in der Dusche, auf dem Fahrrad, im Bett und an anderen möglichen und unmöglichen Orten. Doch Kreativität ist nicht nur Zufall: Es gibt Faktoren, die die Aktivität der beteiligten Hirnregionen anregen oder behindern. Dabei sind und bleiben Menschen Individuen: Der eine hat seine beste Zeit frühmorgens mit einer Tasse Tee, der andere läuft sich erst abends warm, am liebsten bei krachend lauter Musik.
Stress vertreibt die guten Geister
Es gibt daher wie für alle komplexen Probleme kein Patentrezept. Jeder muss für sich selbst herausfinden, wie und wann die Ideen sprudeln. Was ganz sicher nicht zu mehr Kreativität der Mitarbeiter beiträgt: Stress, eine angespannte Atmosphäre, Zeit- und Erfolgsdruck, Misstrauen oder Angst um den Arbeitsplatz.
Dagegen helfen flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten, den Arbeitsplatz individuell zu gestalten, familienfreundliche Angebote wie ortsunabhängiges Arbeiten, das Abschaffen starrer Anwesenheitszeiten, das Arbeiten in bewährten Teams sowie die Übertragung von Verantwortung mit den entsprechenden Spielräumen, um Mitarbeiter zu motivieren und das Beste aus ihnen herauszuholen.
Das Wichtigste aber, vor jeder chromblitzenden Espressomaschine oder hippen Tischfußballecke: eine wertschätzende, gelassene Atmosphäre, in der auch mal Fehler gemacht werden dürfen und Individuen ihren Platz haben. Denn nur wer eigensinnig ist und denkt, Bekanntes hinterfragt, scheinbar Nebensächliches aufgreift und ungewöhnlich kombiniert, ist wirklich kreativ.
5 Tipps, die beflügeln
Muße
Zum Abschluss folgen einige Tipps, die den Ideenfluss anregen. Die Hirnforschung hat längst die Bereiche in unserem Denkorgan ausgemacht, die bei der Suche nach dem zündenden Claim besonders aktiv sind. Diese „assoziativen“ Areale kann man durch sogenanntes „nicht-fokussiertes Denken“ anregen: Den Blick und die Gedanken schweifen lassen. Der Ausblick aus dem Fenster kann dazu beitragen, sich den ersten flüchtigen Einfällen zu nähern. Naturschauspiele wie Wolken, Bäume im Wind, Wasser oder auch das Treiben auf der Straße wirken anregend auf viele kreative Geister. Liegt das Büro nicht im dreißigsten Stock oder sind Bäume Mangelware, kann es auch ein richtig platziertes Bild oder ein Aquarium sein, das unsere Blicke beim Ausbrüten kreativer Ideen auf sich zieht.
Ablenkung vermeiden
Ablenkende Reize schaltet man jedoch besser aus: Die „kreative“ Langeweile trägt nur dann zur Ideenfindung bei, solange man den oft auch unangenehmen Zustand des arbeitenden Unterbewusstseins aushält – wer dagegen ununterbrochen Mails checkt, Börsenschwankungen verfolgt oder sich mit Routinearbeiten beschäftigt, die die Aufmerksamkeit binden, hindert sich selbst aktiv am „Abheben“ und koppelt sich vom kreativen Geschehen ab.
Bewegung
Will einem trotz ausgedehnter Sitzungen mit Blick in den Himmel partout nichts einfallen, hilft oft Bewegung, am besten Spazierengehen oder Joggen. Auch Rudern, Radfahren oder eher meditative Bewegungskünste wie Yoga oder Tai-Chi wecken die produktiven Geister. Wichtig ist, dass nicht sportliche Leistung oder Fitness im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen: Das Abschütteln der gedanklichen Störgeräusche stehen für den Kreativen im Mittelpunkt, das Bereitmachen für die richtige Einflüsterung. Deswegen hilft vielen auch eine Spritztour über die Autobahn.
Pas de Deux
Es gibt verschiedene kreative Temperamente, beileibe nicht nur das einsame Genie. Viele arbeiten lieber dialogisch und sind beim Idee-Pingpong mit einem „Sparringpartner“ am kreativsten. Hier muss es zwischen zwei (oder mehreren) passenden Charakteren „funken“. Wichtig dabei ist, dass man sich gegenseitig nicht voreilig kritisiert, denn das beendet jeden möglichen Höhenflug, sondern zulässt, dass der andere seine Ideen ausprobiert und weiterspinnt. Ergibt sich eine solche günstige Konstellation am Arbeitsplatz, sollte man sie als produktives Gespann erkennen und Arbeitsabläufe so gestalten, dass die passenden Partner oder Kleingruppen bei der Ideenentwicklung zusammenarbeiten.
Wertschätzende Atmosphäre
Was zu einer anregenden Atmosphäre am Arbeitsplatz beiträgt und was nicht, ist schwer in Faustregeln zu fassen. Sicher ist jedoch: Kreativität ist ein ganzheitlicher Prozess. Arbeitgeber tun gut daran, in ihren Mitarbeitern mehr zu sehen als wandelnde Zahlen. Die richtige Mischung aus Leistungsorientierung und Freiräumen, die jeder individuell gestalten kann, eine Kommunikationskultur, die für neue Vorschläge und Ideen wirklich offen ist, sowie eine gewisse soziale Sicherheit wirken positiv. So wird der junge Vater, der einen Teil seiner Zeit von zu Hause aus arbeiten will oder die Artdirektorin, die nach einem Sabbatical ihren Arbeitsplatz nicht verloren weiß, sowie der Mitarbeiter mit den schon angegrauten langen Haaren das Vertrauen ihres Arbeitgebers in ihre besonderen Fähigkeiten durch den vollen Einsatz von Kopf und Herz danken.
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