(ots) - Mit künstlichen Nano-Impfpartikeln, die den
jeweiligen Impfstoff transportieren, will die Bostoner Firma Selecta
Bioscience maßgeschneiderte Impfstoffe herstellen. Deren Forscher
sind zuver¬sichtlich, dass die synthetischen Impfstoffe einen
besseren und ungefährlicheren Impfschutz bieten als solche, die auf
natürlichen Viren basieren, schreibt das Magazin Technology Review in
seiner aktuellen Oktober-Ausgabe.
Die Technik für die künstlichen Impfpartikel von Selecta
Bioscience hat der Chemiker Robert Langer vom Massachussetts
Institute of Technology (MIT) entwickelt: Aus den Plastikpolymeren
Polylactid-co-Glycolid (PLGA) und Polyethylenglycol (PEG) werden
Nanokügelchen hergestellt, die in ihrem Inneren und auf ihrer
Oberfläche jeden gewünschten Stoff transportieren. Langer und
Kollegen halten PEG und PLGA für ungefährlich. Sie werden bereits
seit Jahren in der Medizin eingesetzt, etwa als sich auflösende Fäden
beim Vernähen von Wunden. "Wir können mehrere Antigene gleichzeitig
auf die Oberfläche der Partikel setzen - Proteine, Oligosaccharide,
also kurze Zuckerketten, aber auch synthetische Stoffe, die das
Immunsystem besonders alarmieren", erklärt Lloyd Johnston,
Vizepräsident und Entwicklungschef von Selecta Bioscience. So können
auch molekulare Lotsen an die Partikel angebaut werden, die dafür
sorgen, dass sie in die Lymphknoten, den Schaltzentralen des
Immunsystems, transportiert werden. "Außerdem können wir die Menge
der Antigene - der krankheitsauslösenden Substanzen von Erregern -
auf der Oberfläche und der Wirkverstärker im Innern des Partikels
variieren, bis wir die optimal wirksame Mischung haben."
Von diesen maßgeschneiderten Impfstoffen erhofft sich Selecta
Bioscience einen besonders starken und lang anhaltenden Impfschutz:
Da die Nano-Impfungen nur ein oder wenige Antigene enthalten, können
sie sogar nebenwirkungsärmer sein als bisherige Impfungen, bei denen
die Körperabwehr mit unzähligen Antigenen lebender oder zerstückelter
Erreger überschwemmt wird. Da sich die Nano-Partikel nicht selbst
vermehren können, können sie laut den Forschern auch keine Infektion
hervorrufen. Im nächsten Jahr will Selecta Bioscience den ersten
Impfstoff klinisch testen.
Bislang werden Impfstoffe noch immer in lebenden Kulturen wie
Hühnereiern oder Zellkulturen gezüchtet und bestehen aus lebenden,
abgetöteten oder Bruchstücken von Mikroben. Alle Impfstoffe mit
lebenden Erregern bergen für Menschen mit geschwächtem Immunsystem
ein Erkrankungsrisiko.
Titelbild Technology Review
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