(ots) - Der WWF warnt vor weiteren
Giftschlammkatastrophen in Osteuropa. In Ungarn befindet sich eine
weitere Deponie bei Almásfüzit, zwischen Györ und Budapest. Dort
lagern zwölf Millionen Tonnen Giftschlamm in sieben Becken, die 40
Hektar Land bedecken. "Wenn dieses Becken bricht, wäre die
Trinkwasserversorgung für weite Teile Ungarns in Gefahr", sagte
Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland.
Nach einem EU-Bericht von 2004 gibt es in ganz Ungarn über 260
kritische Deponien mit Abfall und Abraum aus dem Bergbau, davon acht
besonders gefährliche, mit Rückständen aus dem Abbau von Gold und
Uran. Nach Informationen, des WWF Ungarn gibt es rund 55 Millionen
Kubikmeter Rotschlamm, die in Absetzbecken gelagert sind, viele davon
von neu genehmigten Anlagen.
Der WWF kritisiert die abgeschwächte EU-Richtlinie für die
Sicherheit im Bergbau und fordert eine lückenlose Untersuchung der
Altlasten für ganz Osteuropa und ihre Beseitigung.
Das Werk bei Almásfüzitő liegt direkt an der Donau und
befindet sich in stark Erdbeben gefährdetem Gebiet. Die dort seit
1945 gelagerten zwölf Millionen Tonnen Rotschlamm enthalten neben
120.000 Tonnen an Schwermetallen weitere unbekannte Chemikalien,
Abfälle, Öl und Abwässer. "Die Auffangbecken sind nicht genügend
gesichert und kaum mit Ton abgedichtet. Die Wahrscheinlichkeit einer
Verschmutzung des Grundwassers ist sehr hoch", so der WWF.
Der WWF präsentierte heute eine Karte weiterer Giftquellen von
Ungarn bis zum Donaudelta. Darunter befindet sich auch das Tulcea
Aluminiumwerk in Rumänien, wo derzeit 20 Hektar von giftigem
Rotschlamm gelagert sind. Ätzende und giftige Staubwolken und viele
Lecks hatten bereits Fisch- und Vogelsterben ausgelöst. Ein Unfall
dort würde das Donaudelta und die Tierwelt massiv bedrohen. Die
Becken lecken bereits und die Giftstoffe können durch Wind und Regen
in die Umwelt gelangen.
Auch in Serbien befinden sich mehrere Schwerindustrieunternehmen
direkt an der Donau. Der Pancevo-Komplex beinhaltet Ölraffinerien und
produziert Düngemittel und Vinylchlorid. Eine Untersuchung ergab,
dass dort Quecksilber und weitere giftige und krebserregende
Substanzen lagern. In Bulgarien liegen 20 teils aufgelassene Becken,
die zum Teil mit Erde bedeckt sind.
Inzwischen gelang es, in den betroffenen Gewässern nach dem Unfall
bei Komaron den PH-Wert auf acht zu reduzieren. Auch der Seitenarm
der Donau bei Györ hat derzeit einen Wert unter zehn verglichen mit
dem Normalwert von 7,5. Die gemessenen Werte im Grundwasser sind noch
nahezu normal. Wie der WWF-Experte Gabor Figeczky betont, kann
derzeit noch nicht abgeschätzt werden, ob sich die Werte durch das
Einsickern von Oberflächenwasser verschlechtern. "Durch das
Einschütten von Säuren in die Flüsse werden die Schwermetalle wie
Chrom löslicher und lagern sich leichter im Grundwasser und in den
Flussbecken ab", so Figeczky.
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Jörn Ehlers
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