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Giftschlamm-Katastrophe war "vorhersehbar" / WWF wirft Betreibern der Bauxitfabrik grobe Fahrlässigkeit vor.

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(ots) - Nach dem Dammbruch in der Bauxitfabrik in Ajka,
bezeichnete die Umweltschutzorganisation WWF das Verhalten der
Betreiberfirma als "grob fahrlässig". Insgesamt ergossen sich nach
aktuellen Zahlen rund 700.000 Kubikmeter Giftschlamm aus dem Becken.
Die Menge ist vergleichbar mit der Ölpest im Golf von Mexiko, wo über
mehrere Monate hinweg insgesamt 757.000 Kubikmeter Öl ins Meer
liefen. Es besteht jedoch die große Gefahr, dass in Ungarn zusätzlich
eine halbe Millionen Kubikmeter Giftschlamm austreten, da ein
weiterer Damm des bereits geschädigten Absetzbeckens Risse zeigt.
WWF-Experte Martin Geiger kritisiert, dass man die Bevölkerung
bereits im Juni hätte evakuieren müssen. "Diese Katastrophe war
vorhersehbar", sagte Geiger. Nach der Auswertung von Fotoaufnahmen
aus dem Frühsommer 2010 durch den WWF war bekannt geworden, dass
Becken und Damm bereits damals geschwächt waren. Noch dazu wurde die
Dammkrone mit Fahrzeugen befahren.

"Ich würde mit meinen Kinder dort nicht wohnen wollen"

Interview mit WWF-Experte Martin Geiger zur Giftschlammkatastrophe
in Ungarn

Wo genau floss der Rotschlamm in die Donau?

Der Rotschlamm floss über den Fluss Marcal in die Raab und von
dort in einen Nebenfluss der Donau mit Namen Moson in der Nähe des
Ortes Györ.

Welche Gifte sind genau in dem Rotschlamm?

In dem Rotschlamm waren große Mengen ätzende Natronlauge
enthalten. Weiter sind Eisen-, Titan und Aluminiumoxid im
Bauxitschlamm. Gefährlich sind vor allem neben der Lauge die
Schwermetalle Quecksilber und Chrom, und außerdem Arsen.

Wie viel Rotschlamm ist mittlerweile insgesamt ausgetreten?

Ursprünglich wurde von rund einer Million Kubikmeter Rotschlamm
ausgegangen. Die aktuellen Zahlen liegen wohl etwas darunter, bei
rund 700.000 Kubikmetern. Es besteht jedoch die große Gefahr, dass




zusätzlich 500.000 Kubikmeter austreten, da ein weiterer Damm des
bereits geschädigten Absetzbeckens Risse zeigt. Vergleichbare
Unfälle, aber nicht mit Rotschlamm, geschahen in Baia Mare und Baia
Borsa in Rumänien im Januar und März 2000. Also vor genau zehn
Jahren. Damals wurde der Schlamm aus Goldverarbeitung mit hochgradig
giftigem Cyaniden über Zuflüsse in die Donau gespült.

Hätte dieses Unglück vermieden werden können?

Diese Katastrophe war vorhersehbar. Bereits im Juni leckte das
Becken und der Damm war geschwächt. Die Dammkrone wurde mit
Fahrzeugen befahren, das ist grob fahrlässig. Die Bevölkerung hätte
damals schon sofort evakuiert werden und eine Notdamm errichtet
werden müssen. Das dies nicht geschehen ist, ist ein Skandal. Jetzt
müssen schnellstmöglich die übrigen Becken in Ungarn untersucht
werden. Wir brauchen außerdem Kontrollaufnahmen dieser Giftdeponien
aus der Luft.

Wie schlimm ist das Gift für die Donau?

Der hohe pH-Wert des Schlamms ist durch die Verdünnung mit Wasser
beim Zufluss in die Donau bereits deutlich gesunken und nicht mehr
hochgefährlich. Die Schwermetalle Chrom und Quecksilber und das Arsen
sind es jedoch weiterhin. Auch bei den Fischen und sonstigen Tieren
der Donau werden diese Giftstoffe möglicherweise lange angereichert.
Das Wasser der Donau wird auch von diesen Stoffen die Konzentration
hoffentlich so stark verdünnen, dass sie nicht direkten Schaden
anrichten. Der Fluss Raab und seine Sedimente werden aber über Jahre
hinaus belastet sein, der Fluss Marcal ist ökologisch tot.

Wie ist die Situation in der Region rund um die Fabrik?

Ich würde mit meinen Kindern dort nicht wohnen wollen. Ich gehe
auch davon aus, dass keiner der Eigentümer und Betreiber dort jemals
wohnen würde. Der Boden ist verseucht, die Häuser sind kontaminiert
und das Risiko unterhalb solcher Becken weiter zu leben ist viel zu
hoch.



Pressekontakt:
Hintergrundinformationen: www.wwf.de/rotschlammkatastrophe
Pressebilder unter www.wwf.de/presse

WWF World Wide Fund For Nature
Roland Gramling
Telefon: 069/ 79 144 216
E-Mail: Roland.Gramling(at)wwf.de


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Datum: 10.10.2010 - 12:25 Uhr
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