(ots) - Es gab Zeiten, da färbten gestandene Männer ihre
Bettwäsche lila, gewöhnten sich den Toilettengang im Sitzen an und
übten das Stricken von weiten Pullis, in denen ihre Freundinnen alles
Weibliche so gut wie möglich versteckten. Kinder kriegten die Leute
trotzdem, damals in den Endsiebzigern, als im Westen der Republik
Alice Schwarzers Frauenbewegung marschierte. Man fragt sich
allerdings, wie. Eines dieser Kinder ist jetzt Frauenministerin in
einem Kabinett geworden, das von einer Kanzlerin geleitet wird und
dessen Vizekanzler schwul ist. Außerdem gibt es eine Regierungspartei
namens CSU, die soeben eine Frauenquote beschlossen hat. Wir hören
richtig, CSU. Es ist ein Triumph der lila Revolution, doch Undank ist
der Welten Lohn. Denn nun distanziert sich dieses späte Kind der
Bewegung, Frauenministerin Kristina Schröder. Noch nicht einmal von
den damaligen Ideen an sich, sondern nur von den Irrungen, denen
üblicherweise jede Bewegung unterliegt. Zum Beispiel von der These,
dass man nicht als Frau geboren, sondern von der Gesellschaft zu
einer solchen gemacht werde, und auch von der Auffassung, dass
heterosexueller Geschlechtsverkehr von Natur aus etwas mit
Unterwerfung der Frau zu tun habe. Kristina Schröder hat beides
offenbar anders erlebt. So wie die junge Frauengeneration die Themen
Karriere, Weiblichkeit und Sexualität, manchmal auch Kinder,
insgesamt viel selbstverständlicher vereint, als frühere
Frauengenerationen es je konnten und - seitens der Männerherrschaft -
durften. Alice Schwarzer fällt es schwer, das zu begreifen, aber die
Frauen emanzipieren sich ständig weiter. Im Zweifel auch von ihr.
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