(ots) - Sicher hat die Kritik der Rechnungsprüfer an so
manchem Ein-Euro-Job seine Berechtigung. Die Bundesagentur für Arbeit
wird deswegen besser darauf achten müssen, nicht immer wieder mit
Beispielen von Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert zu werden,
die in den Geruch kommen, dem ersten Arbeitsmarkt Konkurrenz zu
machen. Tatsächlich aber wäre es überzogen, wenn jetzt, wie von
Vertretern des Handwerks gefordert, diese vorübergehende Möglichkeit
der Aktivierung von Arbeitslosen völlig beseitigt werden würde. Unter
denen, die aus sehr unterschiedlichen Gründen die Grundsicherung
beantragen müssen, sind nicht wenige, für die solche subventionierten
Beschäftigungen fast schon maßgeschneidert sind. Denn viele der
Arbeitssuchenden haben mit Problemen zu kämpfen, die ihnen den
sofortigen Einstieg in eine Vollzeitbeschäftigung schwer machen. Dies
sind beispielsweise Krankheiten oder Ãœberschuldung. Manche sind auch
über viele Jahre hinweg nicht mehr berufstätig gewesen und brauchen
einen behutsamen Wiedereinstieg. Für all diese Personengruppen sind
öffentlich geförderte Arbeitsplätze unterschiedlichster Art eine
sinnvolle Hilfe. Und angesichts der Ebbe in den Kassen der Gemeinden
ersetzen solche Arbeiten auch nur selten Aufträge an die freie
Wirtschaft. Es muss dabei allerdings Rücksicht genommen werden auf
die örtlichen Begebenheiten. Und es muss sichergestellt werden, dass
die Beschäftigung in solchen Jobs nicht in erster Linie der
Bereinigung der Arbeitslosenstatistik dient und womöglich den
Jobcentern dadurch auch noch Vorteile bei ihren Zielvereinbarungen
entstehen. Was die Diskussion insgesamt um den Niedriglohnsektor und
die öffentlichen Hilfen zum Lebensunterhalt betrifft, so sind die
Ein-Euro-Jobs sicher einer der weniger bedeutsamen Punkte. Denn das
ganze in den vergangenen Jahren ausgeweitete Feld der Arbeitsplätze
ohne hinreichende Bezahlung bedarf einer umfassenden Lösung. Und da
sind andere Fragen viel wichtiger. Da wäre es wünschenswert, wenn
sich Wirtschaftsvertreter mit ähnlicher Leidenschaft einmal des
wesentlich größeren Personenkreises widmen, der nur mithilfe
zusätzlicher Zahlungen ein halbwegs erträgliches Auskommen findet.
Aber bei der Diskussion um diese Aufstocker kommt dann ja keiner um
eine ehrliche Debatte zum Mindestlohn aus. Wer die nicht will, sollte
auch bei den Ein-Euro-Jobbern schweigen.
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