(ots) - Der Albtraum deutscher Datenschützer ist wahr
geworden: Google hat seinen Online-Straßenatlas Street View auch
hierzulande großflächig gestartet. Virtuelle Spaziergänge in
20Großstädten sind nun möglich. Wo Anwohner ihr Veto
eingelegt haben, sind die Häuser allerdings unscharf. Der Streit um
den Schutz der Privatsphäre hatte ja von vornherein etwas Bizarres.
Denn wie groß zum Beispiel der Swimmingpool hinter der hohen
Gartenhecke des Nachbarn ist, diese Information kann das Programm
nicht liefern. Street View kommt bloß bis zur Fassade - also auch nur
so weit wie jeder "richtige" Spaziergänger. Übersehen wird, dass das
bereits 2005 gestartete Google Earth, mit Ortschaften in der
Vogelperspektive, viel mehr kann: Der Zoom in den Garten ist dort
kein Problem. Proteste rief der Dienst dennoch nicht hervor. Der
Knackpunkt: Google Earth ist aufgrund seiner Draufsicht einer
antiquierten Straßenkarte sehr ähnlich. Street View hingegen gaukelt
eine Ich-Perspektive vor, die offenbar eher das Gefühl einer
gestörten Privatsphäre hervorruft. Diese Plastizität bewirkt noch
etwas anderes. Das Gefühl sich durch den Besuch per Street View an
Orten orientieren und letzten Endes über sie mitreden zu können, ohne
jemals körperlich dort gewesen zu sein. Doch aus dem Datenmaterial
lässt sich nur eine scheinbare Realität konstruieren, da es bereits
jetzt teilweise veraltet ist. Der Erfolg wird davon abhängen, wie
schnell Google es schafft, das Material zu aktualisieren und
vorhandene Fehler zu beheben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Street
View dann unsere Wahrnehmung der Welt verändern wird, wie es längst
durch E-Mail, Facebook und Co. bei unserer Kommunikation geschehen
ist, dürfte hoch sein. Ob zum Guten oder Schlechten wird sich zeigen.
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