(ots) - Mehrere deutsche Firmen sollen in großem Umfang
Daunen von lebendgerupften Gänsen aus Ungarn importiert und in den
Handel gebracht haben. Das geht aus Dokumenten und verdeckten
Filmaufnahmen hervor, die dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz"
vorliegen (Sendung, 22.11., 21.45 Uhr im Ersten). Demnach soll ein
großer bayerischer Bettwarenhersteller wissentlich Daunen aus
Lebendrupf eingekauft und anschließend deutschen Bettengeschäften und
Versandhäusern als Daunen aus unbedenklichem Schlachtrupf toter Tiere
verkauft haben. Der bayerische Deckenhersteller beliefert
Bettengeschäfte, aber auch Versandhäuser wie Otto, Amazon, Schwab und
Baur. Der Otto-Versand kündigte gegenüber "Report Mainz" an, alle
Produkte der Firma bis zur Klärung der Vorwürfe vorläufig aus dem
Programm zu nehmen.
Aufnahmen aus der ungarischen Produktion zeigen, wie lebenden
Gänsen im Akkord Federn aus dem Körper gerissen werden. Ohne
Betäubung werden den Tieren aufgerissene Hautstellen genäht,
gebrochene Flügel notdürftig mit Stricken zusammengebunden. Der
Präsident der deutschen Tierärztekammer, Prof. Theo Mantel, spricht
angesichts der ihm von "Report Mainz" vorgelegten Filmaufnahmen von
"übelster Tierquälerei". Wörtlich erklärt er: "Es sind ganze
Hautlappen aufgerissen worden. Die Tatsache, dass hier genäht wird
wie bei einem Kleidungsstück, ist absolut unmöglich, ist absolut
abzulehnen."
Der Geschäftsführer des bayerischen Bettwarenherstellers, der die
Daunen gekauft haben soll, bestreitet die Vorwürfe. Mit den
Dokumenten und Bildern konfrontiert, sagte er: "Uns garantieren die
Lieferanten, dass es sich hier nicht um Lebendrupf handelt, zweitens
überprüfen wir jedes Jahr unangemeldet bei den Lieferanten, ob es
sich um Lebend- oder Schlachtrupf handelt." Allerdings liegen "Report
Mainz" Aufnahmen und Dokumente vor, aus denen hervorgeht, dass die
bayerische Firma den Lebendrupf geprüft und bestellt hat, den
ungarischen Lieferanten aber aufgefordert hat, offiziell
ausschließlich von Schlachtrupf zu sprechen.
"Report Mainz" bezieht sich bei seinen Recherchen unter anderem
auf Material der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". Aktivisten der
Organisation war es gelungen, sich in den Betrieb einzuschleichen und
verdeckte Aufnahmen zu machen. Nach Darstellung ihres Mitgliedes
Markus Müller handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Wörtlich
sagte er gegenüber dem ARD-Politik-Magazin: "Die Angebote gingen ja
an viele Firmen in Deutschland und in Österreich, an das 'Who is Who'
der Daunenindustrie, der Bettenfabriken. Fast jede Firma hat gesagt,
sie hätten Interesse, sie wollten Muster." Schlachtrupf sei in den
Verkaufsgesprächen kein Thema gewesen.
In der EU ist es verboten, lebenden Gänsen Federn auszureißen.
Allerdings ist die Umsetzung und Kontrolle dieser Richtlinie Sache
der Mitgliedsstaaten. Der Handel und Import mit Daunen aus Lebendrupf
ist nicht untersagt.
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an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-3351.