PresseKat - Mountainbikes für jeden Zweck

Mountainbikes für jeden Zweck

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Mountainbike ist nicht gleich Mountainbike. Aus dem einfachen "Bergrad" ist ein vitaler Radtyp mit unterschiedlichsten Bauformen geworden. Die kurze Typenkunde des pressedienst-fahrrad verschafft einen Überblick über die Technik-Vielfalt der MTB-Szene.

(firmenpresse) - Allerwelts-Fahrzeug oder Sportgerät für Spezialisten? Seit dem Siegeszug des Mountainbikes ist in der Fahrradwelt nichts mehr so wie vorher. Die Geländeräder führten seit den 1980er Jahren zu einem wahren Technik-Boom, der allen Fahrradgattungen wichtige Impulse gab: Sichere Bremsen, komfortable Schaltungssysteme und Pedalsysteme gehören zu den Errungenschaften der MTB-Entwicklung.


Zwölf Prozent der 2006 in Deutschland verkauften Fahrräder waren Mountainbikes. Die Zahlen sind seit einigen Jahren rückläufig beziehungsweise stagnieren. Dort, wo man früher notgedrungen ein MTB einsetzte, stehen nun spezialisierte Konzepte zur Verfügung - beispielsweise Crossbikes als Trimmgeräte auf Waldwegen. Gleichzeitig ist die Vielfalt im Offroad-Bereich so groß geworden, dass der Fachhändler auf die Frage nach einem Mountainbike erstmal nachhaken muss: Cross-Country? Downhill? Oder eher ein Touren-Bike?


Den Einstieg macht das klassische Touren-MTB, sozusagen die unspezifische Allzweckwaffe fürs Gelände. Solche Räder gibt es als Hardtail mit Federgabel oder als voll gefederte Variante. Ihr Einsatzzweck reicht von gemütlichen Runden im Stadtwald bis hin zu anspruchsvollen Gebirgstouren. Im Gegensatz zu wettkampfmäßig eingesetzten Racebikes verfügen Touren-MTBs über eine gemäßigte Sitzposition; Gewicht und Ausstattung sind wie überall eine Frage des Preises. Hochwertige Einsteigermodelle, die durchaus für eine sportliche Nutzung im Gelände taugen, bieten Hersteller ab etwa 600 Euro an: Beispielsweise das Modell Hai Spirit vom Anbieter Hai Bike (www.haibike.de), ein Hardtail mit hochwertigen hydraulischen Felgenbremsen und einer Federgabel, die bereits über eine Blockierfunktion verfügt - praktisch im Wiegetritt oder auf Asphalt-Passagen.


Für ein ähnlich ausgestattetes "Fully", ein voll gefedertes Bike, muss man knapp 900 Euro anlegen. "Der Aufpreis gegenüber dem Hardtail erklärt sich durch den deutlich aufwendigeren Rahmen", erklärt Christian Malik vom Hai Bike. Der gefederte Hinterbau verfügt über mehrere Lagerungen, die mit hochwertigen, gedichteten Rillenkugellagern oder Gleitlagern bestückt sind, und auch der "Dämpfer", also das hintere Federbein, kostet einiges. In dieser Preisklasse wiegt ein Hardtail um die 13, ein Fully rund 14,5 Kilo. "Für den sportlichen Durchschnittsnutzer ist das nicht zu schwer", so Malik.







Fully ist jedoch nicht gleich Fully. Die Konstruktion eines gut funktionierenden vollgefederten Rahmens ist eine Wissenschaft für sich - viele Diplomarbeiten wurden zu diesem Thema schon verfasst. Das Problem: Federung, Tretbewegung und Kettenzug beeinflussen einander ungünstig. "Beispielsweise kann sich das Einfedern des Hinterbaus beim Treten bemerkbar machen", so Malik. "Pedalrückschlag nennt man es, wenn beim Einfedern des Hinterrades plötzlich Zug auf die Kette kommt."



Ganz unten in der Fully-Nahrungskette steht das Konstruktionsprinzip der "Antriebsschwinge": Das Tretlager ist Teil des gefederten Hinterbaus. Nachteil: Geht man aus dem Sattel, ist die Federung praktisch blockiert. Weit verbreitet ist der Eingelenker, bei dem sich der Hinterbau um einen Lagerpunkt hinterm oder über dem Tretlager dreht. Das ist eine weit verbreitete, weil günstig herzustellende, aber ebenfalls nicht ganz optimale Variante. Aufwendig wird's beim Viergelenker: Einerseits wird versucht, die Einfederungsrichtung des Hinterrades zu beeinflussen. Sie soll statt in einer Kreisbahn nach vorne/oben nach hinten/oben erfolgen. "Das verbessert das Ansprechverhalten", so Malik. Zudem erlaubt ein solide entwickelter Viergelenker, die auf die Federung störend wirkenden Antriebskräfte zu eliminieren. So funktioniert etwa das "Opium" des schweizerischen Herstellers MTB cycletech (www.mtbcycletech.de), das beim Fachmagazin "Bike" einen Dauertest über 6.000 Kilometer mit der Prädikatsnote "Super" abgeschlossen hat.



Zusätzlicher Clou des Opiums: Es verfügt über eine variable Geometrie, kann also auf großen komfortablen Federweg oder auf sportlich-agile Auslegung mit kürzerem Federweg eingestellt werden. "Dazu muss nur die Position des Dämpfers oben in der Schwinge verändert werden", beschreibt Butch Gaudy vom MTB cycletech sein geniales Konzept. Ebenfalls ein sehr ausgefeiltes Fahrwerk bietet Felt (www.felt.de) mit seiner Equilink-Technologie: Zwischen Tretlager und Hinterbau sitzt eine Art Wippe; eine Strebe führt nach oben zur Anlenkung des Dämpfers und sorgt dafür, dass der Kettenzug nicht zu einem ungewollten Einfedern führen kann.



Natürlich treibt so viel Technik das Gewicht nach oben, deshalb wird bei Cross-Country- oder Racebikes, die im Rennsport oder auf extrem schweren und langen Strecken eingesetzt werden, auf jedes Gramm geachtet - etwa durch den Einsatz von superleichten Komponenten wie dem "XO"-Schaltwerk von SRAM (www.sram.de). Bei solchen Rädern, die in der Regel über etwas weniger Federweg und eine gestreckte Sitzposition verfügen, findet auch der Werkstoff Carbon hin und wieder Verwendung - jedoch längst nicht so umfassend wie beim Rennrad. Weniger aufs Gewicht als auf möglichst großen Federweg achten die Konstrukteure bei den sogenannten "All Mountain"-MTBs. Sie sind fast immer vollgefedert und für schweres Gelände konzipiert. Diese Bikes verfügen über eine etwas aufrechtere Sitzposition, extra-stabile Komponenten und voluminöse Reifen à la "Big Betty" von Schwalbe (www.schwalbe.de). "Unser Hai Ride mit 150 Millimeter Federweg hinten und absenkbarer Vario-Federgabel kann auf wirklich jedem Terrain eingesetzt werden", urteilt Malik.

Endgültig vom Drang, die Masse gering zu halten, verabschiedet man sich dann beim Downhill-Bike: Höchstmögliches Tempo auf schwierigsten Abfahrten wird gefordert, folglich wird alles einer stabilen Bauweise und großen Federwegen untergeordnet. Für letzteres sorgen unter anderem Doppelbrücken-Federgabeln - wie beim Motorrad. Gut und gerne 20 Kilo bringt so ein Bolide auf die Waage. Die etwas abgespecktere Version nennt sich "Freeride-Bike": Hiermit vollführen die Bike-Artisten wagemutige Sprünge und andere Kunststücke; im Gegensatz zum Downhill-Bike wird jedoch noch auf Fahrbarkeit bergauf geachtet - etwa durch absenkbare Federgabeln, damit "uphill" nicht das Vorderrad hochgeht.

Gegentrend zum Hightech-Bike ist das "Single-Speed-MTB". Es verzichtet gänzlich auf die Schaltung und kommt so als "ausgewachsenes BMX-Rad" daher. Zum Beispiel das "Shot Bike" von Felt. Einziger Luxus ist eine Federgabel für sanftes Aufsetzen nach Sprüngen. "Unser Jump Shot ist so konstruiert, dass auch bei vollem Einsatz nichts kaputt geht", zeigt sich Felt-Chef Stefan Scheitz zuversichtlich.



Der Überblick zeigt: Die Technik-Welt des Mountainbikes ist kompliziert und vielfältig. Deshalb sollten sich zumindest die kleinen Offroader möglichst lange auf den reinen Fahrspaß konzentrieren können. Für die wachsende Zielgruppe der bikenden Fünf- bis Neunjährigen - auch Mountainbiker bekommen schließlich Kinder - bietet MTB Cycletech sein Modell "Moskito" an. Das 20-Zoll-Rad bietet, was für radelnde Kinder mit am wichtigsten ist: geringes Gewicht, nämlich gerade einmal 8,9 Kilo.



Damit lässt sich das Rad sicher beherrschen; gleichzeitig schont der Verzicht auf nutzlose Technik - eine Federgabel etwa reagiert kaum angesichts des geringen Körpergewichts junger Fahrer - den Geldbeutel: Rund 370 Euro verlangt der Hersteller für das Siebengang-Modell. Erschwingliche Bike-Lust mit hohem Wiederverkaufswert! Der hilft, wenn anschließend das erste "richtige" Mountainbike ansteht - und die Beantwortung der Händler-Frage nach Cross-Country-, Downhill- oder Touren-Bike sicher etwas leichter fällt.

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Datum: 23.05.2007 - 09:03 Uhr
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