PresseKat - Sklaven im Tierreich: Wespen unterjochen Kakerlaken, die doppelt so groß sind wie sie selbst

Sklaven im Tierreich: Wespen unterjochen Kakerlaken, die doppelt so groß sind wie sie selbst

ID: 304066

(ots) - 26. November 2010 - Wie die Zeitschrift WUNDERWELT
WISSEN in der aktuellen Ausgabe (12/2010 jetzt im Handel) berichtet,
kümmert sich die Juwelwespe - ein blau-grün schillerndes Insekt - in
besonderer Weise um ihren Nachwuchs: Die Mutter hinterlässt ihrer
Larve eine Kakerlake als Fresspaket. Da jedoch ein totes Tier schnell
verwesen und damit ungenießbar würde, muss die Wespe lebendige Beute
heranschaffen.

Keine leichte Ãœbung, ist doch die Kakerlake mehr als doppelt so
groß wie sie. Aber die Juwelwespe verfolgt eine perfide Strategie,
sich die Schabe untertan zu machen: Sie lähmt ihr Opfer kurzzeitig
durch einen Stich in einen Nervenknoten an der Brust. Nun ist es der
zweiten, fatalen Giftattacke wehrlos ausgeliefert: Mit chirurgischer
Präzision lenkt die Angreiferin ihren Stachel durch den Chitinpanzer
ihrer Beute direkt in das Gehirn - und zwar genau in jene Region, die
den Fluchtreflex auslöst.

Jetzt ist die Schabe zwar nicht vollständig gelähmt, vermag aber
nicht wegzulaufen. Stattdessen beginnt sie, sich wie verrückt zu
putzen und über ihre Fühler zu streichen. "Die Wespe ergreift
daraufhin einen Fühler der Kakerlake und führt sie wie einen Hund an
der Leine in ihr Nest", erklärt der israelische Neurobiologe Frederic
Libersat. Im Nest klebt sie ihr ein Ei an den Unterleib, aus dem nach
drei Tagen eine Larve schlüpft. Sie schmarotzt zunächst an den
Körpersäften ihres Wirts, um sich schließlich in dessen Leib
hineinzubohren und ihn von innen aufzufressen. Dann verpuppt sie
sich, um nach etwa vier Wochen als ausgewachsenes Insekt aus der
nunmehr toten Schabe auszusteigen.

Libersat konnte aufklären, wie genau es der Körperfresserin
gelingt, von ihrem Opfer Besitz zu ergreifen: Offenbar hemmt das
Wespengift im Kakerlakenhirn Nervenzellen, die den Botenstoff
Octopamin ausschütten. Er steuert bei wirbellosen Tieren komplexes




Verhalten wie Flucht, Kampf oder Nahrungsaufnahme und macht
Muskelzellen leichter erregbar. Verstummt dieses chemische Signal,
bleibt die Schabe daher völlig passiv. Libersat gelang es sogar,
Zombie-Kakerlaken durch eine Octopamin-Injektion ins Gehirn zu
kurieren.

Manche Forscher wie der US-Ethnobotaniker Wade Davis vermuten,
dass Voodoo-Zauberer ihre Opfer ähnlich wie die Juwelwespe mit einem
Nervengift in Sklaven verwandeln. Davis, der die Praktiken schwarzer
Magier in Haiti studierte und dessen Theorie höchst umstritten ist,
tippt auf das Kugelfisch-Gift Tedrodotoxin.



Pressekontakt:
Andrea Wagner
Kommunikation/PR
G+J Frauen/Familie/People
Gruner+Jahr AG & Co KG
Tel.: 040/3703-2980; Fax -5703
E-Mail: wagner.andrea(at)guj.de


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Datum: 26.11.2010 - 08:55 Uhr
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