BVDM verwehrt sich gegen Einmischung der EU-Kommission / WPV-Vorstandsmitglied Marc
Büttgenbach: „2011 wird ein schwieriges Jahr werden“
(firmenpresse) - Wiesbaden/Darmstadt, 13. Dezember 2010 - Die europäische Druckindustrie befindet
sich in einer strukturellen Krise, die zu signifikanten Veränderungen in der Branche führen
wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine EU-Studie, die das britische
Forschungsunternehmen Facta Consult zusammen mit Intergraf im Auftrag der Steering-
Group durchführte. Die veränderte Mediennutzung der Verbraucher schwäche die
Nachfrage der Druckerzeugnisse auch weiterhin, Überkapazitäten und Preiswettbewerbe
betreffen die gesamte Branche. Um überlebensfähig zu bleiben, sollten Unternehmen in
der Lage sein, neue Technologien zu nutzen und sich neue Märkte zu erschließen, so ein
Appell der Steering-Group. Bei Mitarbeitern seien besonders Mehrfachqualifikationen und
ständige Weiterbildungen nötig. Die komplette EU-Studie und ein praktischer
Handlungsleitfaden mit Best-Practice-Beispielen, Kundenperspektiven und
Innovationserfahrungen wird Ende des Jahres kostenlos auf der Projektseite zur
Verfügung gestellt.
Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) begrüßt die genannten Vorschläge,
verwehrt sich allerdings gegen jegliche Einmischung der EU-Kommission zur
Kapazitätsreduzierung in der Druckindustrie. „Deutschland und seine Industrien sind
marktwirtschaftlich orientiert. Eingriffe in den Markt und verzerrende Subventionen können
zu Marktversagen, aber nicht zur Verbesserung der Marktsituation führen“, sagt bvdm-
Hauptgeschäftsführer Paul Albert Deimel.
Die deutsche Druckindustrie ist ein von kleinen Unternehmen geprägter Industriezweig
mit derzeit etwa 165 000 Beschäftigten in 10 300 Betrieben. 83 Prozent aller Betriebe
haben laut Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI)
weniger als 20 Beschäftigte. Der Branchenumsatz wurde 2009 auf 21,9 Milliarden Euro
geschätzt. Damit brachte das Krisenjahr für die deutsche Druckindustrie im Vergleich zu
anderen Branchen geringere Produktions- und Umsatzeinbrüche. Der Rückgang betrug
lediglich 6,9 Prozent. Laut aktuellem Konjunkturprogramm des bvdm vom 29. November
2010 wird die Entwicklung der Auftragsbestände derzeit positiv beurteilt. Ungefähr 35
Prozent der befragten Druckereien seien im Auslandsgeschäft tätig.
Doch besonders in der Etikettenindustrie sei derzeit zu beobachten, dass die erzielten
Umsätze dem Mengenwachstum hinterherlaufen, sagt Marc Büttgenbach,
Vorstandsmitglied der Wirtschaftsverbände Papierverarbeitung (WPV) und Sales-Director
im Bochumer Etikettenwerk von Bizerba, im Gespräch mit Klartext-Online: „Der Markt
wächst zwar entsprechend der verarbeiteten Menge, aber Preiserhöhungen der Rohstoffe
lassen sich nicht in unternehmerisch sinnvoller Weise an den Kunden weiterreichen. Die
Margen in der Industrie erodieren daher und in der Branche steht eine gewisse
Bereinigung an. Kein gutes Vorzeichen für 2011, das ein schwieriges Jahr werden wird“.
Das erfreuliche Wachstum halte daher nur einem ersten Blick stand, hintergründig würde
es in weiten Teilen des Marktes schwierig, Preiserhöhungen würden sich nur schwer
umgehen lassen.
Die Entwicklung der Werbeeinnahmen bei Printmedien ist für die Druckindustrie
besonders relevant, denn 62 Prozent des erfassten Produktionsvolumens gehen auf
werbeabhängige Druckprodukte zurück. Hier besteht Grund zum Aufatmen, denn die
Werbeeinnahmen der klassischen Medien sind 2009 lediglich um 0,2 Prozent
zurückgegangen, was vor allem auf den starken Wettbewerb zwischen Discountern und
dem Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen ist. Mit einem Plus von 1,3 Prozent
profitierten die Tageszeitungen vom Werbedruck der Handelsorganisationen.
Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften hingegen verzeichneten einen
Werberückgang von 12,5 und 7,5 Prozent.Telekommunikations-, Automobil- und
Energiebranche reduzierten nach Angaben des BMWI ihr Werbevolumen stark.
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