(ots) - Als erster Politiker aus der FDP-Parteiführung hat
das Vorstandsmitglied Jorgo Chatzimarkakis Generalsekretär Christian
Lindner offen aufgefordert, das Amt des FDP-Parteivorsitzenden zu
übernehmen. "Lindner traut sich gegen den Strich zu bürsten und die
Wahrheit auszusprechen. Er kettet sich nicht sklavisch an die Union,
wie es Westerwelle getan hat. Ich sehe ihn als natürlichen
Nachfolger", sagt Chatzimarkakis in einem Gespräch mit dem Hamburger
Magazin stern.
Chatzimarkakis fordert im stern, Westerwelle solle bereits vor dem
offiziellen Parteitag im Mai seinen Rückzug vom Amt des Parteichefs
ankündigen: "Wer als Parteivorsitzender Schicksalswahlen verliert,
muss als Parteivorsitzender die Konsequenzen ziehen." Westerwelle
habe die Doppelbelastung als Außenminister und Parteivorsitzender
nicht überzeugend bewältigt.
Chatzimarkakis droht, einen dritten Kandidaten für das Amt des
Parteivorsitzenden ins Spiel zu bringen, sollte Westerwelle bis zum
11. April, dem entscheidenden Treffen der Parteiführung mit den
Länderchefs, sein Amt noch nicht aufgegeben haben: "Falls Westerwelle
Lindner nicht selbst einlädt, seine Nachfolge anzutreten, könnten
Dritte als Kandidaten ins Spiel kommen. In der Partei brodelt es",
sagt er. Chatzimarkakis ist Mitglied des "Dahrendorfkreis", einer
Gruppe von Abgeordneten des Bundestags und des EU-Parlaments, die für
eine sozial-liberale Ausrichtung der Partei stehen.
Auch Wolfgang Kubicki, FDP-Vorstandsmitglied und Fraktionschef im
Landtag Schleswig-Holsteins, übt im stern heftige Kritik. Er wirft
seiner Partei vor, den Ernst der Lage nach den verlorenen
Landtagswahlen nicht erkannt zu haben: "Das ist fast wie Kabarett",
sagt er in einem Interview. Kubicki attestiert den Liberalen im stern
ein Glaubwürdigkeitsproblem und fordert einen Kurswechsel: "Es wird
mit demselben Personal so nicht weitergehen. Köpfe transportieren
Themen. Und wir brauchen neue Themen."
Die FDP-Fraktionschefin im Bundestag, Birgit Homburger, macht
Kubicki "an vorderster Linie mitverantwortlich" für die
Wahlniederlage in Baden-Württemberg. Homburger sollte von ihrem Amt
als Fraktionsvorsitzende zurücktreten. Kubicki sagt, er rechne
ebenfalls damit, dass die stellvertretende Parteivorsitzende Cornelia
Pieper beim Parteitag im Mai nicht wieder antrete: "Sie würde sich
selbst keinen Gefallen damit tun und auf dem Parteitag wohl auch
keine Mehrheit bekommen."
Kubicki rechnet damit, dass Parteichef Guido Westerwelle im Mai
wieder für das Amt des FDP-Vorsitzenden kandidieren werde: "Wenn er
antritt, wird er eine Mehrheit bekommen. Alles andere würde die FDP
zerreißen." Westerwelle müsse allerdings seinen Führungsstil ändern:
"Guido Westerwelle muss sich als Politiker neu erfinden."
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