PresseKat - Qualität mit Brief und Siegel

Qualität mit Brief und Siegel

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Prüf-und Gütesiegel haben Hochkonjunktur, denn sie machen auf hohe Qualität aufmerksam und geben Hilfestellung bei der Kaufentscheidung. Doch eine kritische Begutachtung solcher Zertifikate ist durchaus angebracht.

(firmenpresse) - [pd-f] Die Orientierung in der modernen Warenwelt wird immer schwieriger. Ein ständig wachsendes Angebot und die Unmöglichkeit, durch Markennamen auf den Hersteller zu schließen, erschwert den Kunden die Auswahl und hindert sie daran, „instinktiv“ ein gutes Produkt zu erkennen. „Abhilfe schaffen Qualitätssiegel, Gütesiegel, Gütezeichen – alle meinen dasselbe. Sie machen eine qualitative Aussage über bestimmte Produkte oder Dienstleistungen und sind zumeist gebrauchsorientiert und auf den Verbraucher gerichtet“, erklärte Albert Herresthal, Geschäftsführer des Verbunds selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) e. V. (www.vsf.de), auf dem Recherche-Kongress Fahrrad des pressedienst-fahrrad. Daneben gibt es Prüfzeichen oder Prüfsiegel, die Herresthal zufolge eine andere Funktion haben: „Sie sind oft technisch orientiert und betreffen vielfach sicherheitsrelevante Aspekte eines Produkts.“
Im Durcheinander der Prüfsiegel den Überblick zu behalten, ist selbst für eine einzelne Branche wie die Fahrradindustrie schwierig. „Im Fahrradbereich gibt es jede Menge mehr oder weniger seriöse Qualitätssiegel“, erklärte Herresthal. Zu den technischen Prüfsiegeln wie etwa für Fahrradhelme, Schlösser und Kinderräder (DIN/ISO, DINplus, GS, EN) kommen die Empfehlungen von Fahrradzeitschriften, Design-Auszeichnungen und positive Testergebnisse der Stiftung Warentest.
Bescheinigung von Mindeststandards Nicht alle Siegel sind freilich für den Endverbraucher interessant. „Dass das Rad ,hält‘, wird der Verbraucher ohnehin unterstellen, das gilt schließlich als Selbstverständlichkeit“, erklärt Herresthal – ein Siegel, das technische Mindeststandards bescheinigt wie das DIN-Siegel, ist also nicht unbedingt ein Kaufargument. Zumindest nicht im qualitativ hochwertigen Fahrradhandel, aber: „Im Billigbereich sieht das anders aus. Hier soll ein technisches Prüfsiegel symbolisieren: ganz billig, aber trotzdem genau so gut und sicher wie andere Räder.“




VSF..all-ride: nur nach langer Bewährungszeit Wer dagegen im qualifizierten Fachhandel kauft, stellt andere Ansprüche an Fahrräder, Komponenten und Zubehör. In einem ohnehin schon hochwertigen Sortiment, sei es nun beim VSF-Händler oder einem anderen Betrieb, kennzeichnet das „VSF..all-ride“-Zertifikat besonders herausragende Qualität und Hersteller, die sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung stellen (www.vsf-guetesiegel.de). Dazu gehört etwa der Beleuchtungsspezialist Busch und Müller, der ausschließlich am Standort Deutschland produziert (www.bumm.de) oder der traditionsreiche Schlosshersteller Abus (www.abus.de), dessen Spitzenprodukte ebenfalls hierzulande im eigenen Werk gefertigt werden.

Auch Komponentenspezialist Humpert (www.humpert.com) und Reifenhersteller Schwalbe (www.schwalbe.de) konnten den Anforderungen entsprechen. Herresthal nennt einen wichtigen Vorzug des „VSF..all-ride“-Siegels: „Es basiert auf dem Konzept des Branchenverbandes VSF e. V., nur solche ausgewählte Produkte auszuzeichnen, die sich über viele Jahre qualitativ und funktional bewährt haben. Für jedes Produkt wird individuell begründet, warum es VSF-zertifiziert wurde.“
Auf einer anderen Schiene funktionieren Auszeichnungen für gelungene Gestaltung wie der iF-Award des International Design Forum (www.ifdesign.de), der Red Dot Award des Design Zentrums Nordrhein-Westfalen (www.red-dot.org) oder von Fachmessen vergebene Designpreise. Sie werden vom Verbraucher durchaus bewusst wahrgenommen, auch wenn sich letztlich kein objektiver Produktnutzen dahinter verbirgt – abgesehen natürlich von der schönen Optik.
Licht und Schatten bei der StiWa Eine Sonderstellung in Sachen Tests und Gütesiegel nimmt die Stiftung Warentest ein. „Sie steht für viele Verbraucher für Objektivität und Unabhängigkeit und genießt deshalb eine hohe Glaubwürdigkeit“, beschreibt Albert Herresthal die Position der „StiWa“. Doch innerhalb der Fahrradbranche sorgen die Produkttests der Organisation häufig für heiße Diskussionen; immer wieder werden ihre Ergebnisse von Kennern der Materie „Fahrrad“ angezweifelt.
Beispiel Kinderräder: „Während die StiWa verlangt, dass diese 10.000 Fahrkilometer schadlos überstehen, halten Praktiker eine deutlich geringere Kilometerleistung für realistischer“, erklärt der VSF-Vorsitzende – auch wenn etwa die hochwertigen Puky-Räder die geforderte Laufleistung spielend schaffen sollten (www.puky.de). Oder Fahrradschlösser: Die Faustformel, nach der ein Fahrraddieb einen Aufbruchversuch nach drei Minuten abbricht, nutzten die Produkttester als Maßstab auch für Schlösser, die gar nicht den Anspruch haben, so lange durchzuhalten, sondern für Gegenden mit geringem Diebstahlrisiko oder Kurzzeitsicherung (Fahrrad vor der Bäckerei abstellen) konzipiert sind. Dass solche Schlösser dann mit „mangelhaft“ bewertet werden, wird den Produkten nicht gerecht und ist für ihre Hersteller ein Ärgernis.
Dennoch können die Ergebnisse der StiWa durchaus hilfreich sein, wenn es um eine Kaufentscheidung auf Seiten eines Verbrauchers oder um die Recherche eines Journalisten geht. „Wer technische Detailinformationen sucht, kann bei der StiWa durchaus fündig werden. Wer also die StiWa differenziert und kritisch nutzt, kann bei der Recherche durchaus profitieren“, erklärt Herresthal.
Magazine: Alles super oder subjektiv? Viele Verbraucher verlassen sich auf die Urteile von Fachmagazinen, wenn sie Informationen zu bestimmten Produkten suchen. Deren Testprozedur reicht von rein subjektiven Probefahrten, deren Wert maßgeblich von der Erfahrung und Sachkunde des Redakteurs abhängt, bis zu quasi­wissenschaftlichen Labortests, bei denen Faktoren wie Rahmensteifigkeit und Dauerhaltbarkeit untersucht werden. Die bunten „Störer“ auf den Magazinseiten, die einem Produkt das Prädikat „sehr gut“ oder „Redaktionstipp“ verleihen, sind durchaus ernst zu nehmen, auch wenn Albert Herresthal kritisiert: „Es gibt Fahrradzeitschriften, deren Bewertungsskala nur von ,sehr gut‘ bis ,super‘ oder ,überragend‘ reicht.“
Allerdings stellt sich auch hier die Frage nach den Testkriterien. Beim Thema Rahmensteifigkeit zum Beispiel legen verschiedene Magazine bei ihren Messungen unterschiedliche Maßstäbe an. Darüber hinaus kann ein Rahmen, der bei Zeitschrift X auf der Prüfbank schwächelt, im Fahrversuch des Magazins Y einen tollen Eindruck machen – selbst wenn der Tester ein trittstarker Ex-Radprofi ist. Solche Fahrtests sind Herresthal zufolge keinesfalls weniger wert als aufwändige Laborversuche: „Der subjektive Fahrbericht ist eine ehrliche Sache, weil er sich nicht hinter objektiven Ansprüchen versteckt. Er ist nur im sehr weit gefassten Sinn als eine Art Gütesiegel zu verstehen, eher eben eine persönliche Empfehlung.“
Wenn Räder in einem durchaus subjektiv durchgeführten (weil auf realen Strecken gefahrenen) Dauertest über 5.000 Kilometer die Bestnote „super“ erhalten, so geschehen beispielsweise 2006 beim Mountainbike „Opium“ von MTB Cycletech (www.mtb-cycletech.de, ab 2.200 Euro), dann hat dies dennoch einen hohen Aussagewert.
Letztlich jedoch kann kein Prüfsiegel und kein Prädikat verhindern, dass ein Konstruktionsmangel oder ein Materialfehler einen Bruch oder Defekt verursacht. „Fast alle bekannt gewordenen Rahmenbrüche in den letzten Jahren geschahen an Rahmen, die ein Prüfzertifikat vorweisen konnten“, sagte Albert Herresthal. Und überhaupt: Wenn es zu einem technischen Versagen kommt, liegt die Ursache in den allermeisten Fällen in unzureichender Pflege und Wartung und mangelhafter Montage. Hochwertige, superleichte Bauteile aus Carbon oder Aluminium etwa müssen mit einem Drehmomentschlüssel befestigt werden. Viele Hobbyschrauber knallen die Befestigungsschrauben aus Unkenntnis zu fest an und riskieren dadurch Schädigungen, die zum Bruch führen können. Oder sie wollen genau das verhindern und bringen ein zu geringes Anzugsmoment auf. „Da hilft dann auch keine technische Prüfnorm, wenn der Lenker beim scharfen Bremsen einfach wegrutscht“, meint der Geschäftsführer des VSF trocken.

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