Neben Rück-, Vor-und Umsicht gehört ein funktionstüchtiges Fahrrad zu den Grundvoraussetzungen für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Ein regelmäßiger Technik-Check sollte deshalb zum Alltag jedes Radlers gehören.
(firmenpresse) - [pd-f] Horrorzahlen, die man sich heute kaum noch vorstellen kann, führten 1969 zur Gründung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates e. V. „Bis 1970 stieg die Zahl der Verkehrstoten auf über 20.000 pro Jahr; die zahlreichen Organisationen, die sich in der Verkehrssicherheitsarbeit engagierten, taten dies ohne gemeinsames Konzept“, erläuterte Welf Stankowitz, DVR-Referatsleiter Fahrzeugtechnik, auf dem Recherche-Kongress Fahrrad des pressedienst-fahrrad die Situation, die zur Gründung des Vereins führte.
Seither hat sich die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten um 75 Prozent reduziert, obwohl sich die Zahl der Kraftfahrzeuge auf deutschen Straßen verdreifacht hat – ein beeindruckender Erfolg, der nicht zuletzt der Arbeit des DVR zu verdanken ist. Doch es bleibt viel zu tun, und das gilt besonders für Radfahrer, die nach wie vor überproportional an schweren Verkehrsunfällen beteiligt sind und anders als Autofahrer kaum von moderner Sicherheitstechnik profitieren können.
„Der DVR setzt auf die Förderung des Fahrradverkehrs und hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, das Fahrrad von der technischen Seite her sicherer zu machen“, erklärte Stankowitz – durch Fahrradchecks im Rahmen von Veranstaltungen, Info-Broschüren und zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit. Denn mehr als 20 Prozent aller Fahrräder weisen technische Mängel auf, wie eine Studie aus dem Jahr 2004 ergab.
Wie der Fachjournalist Caspar Gebel erklärt, ist defekte Fahrradtechnik zwar nur bei einem Bruchteil der Unfälle die direkte Ursache: „Fehler beim Abbiegen und das Nichtbeachten der Vorfahrtregel sind in der Hitliste der Unfallursachen mit Abstand auf den ersten Plätzen.“ Allerdings spräche vieles dafür, dass eine defekte Lichtanlage oder mangelhafte Bremsen solchen Unfallszenarien Vorschub leisten würden, schränkt Gebel ein: „Ein Radfahrer ohne Licht läuft nachts viel eher Gefahr, von einem wartepflichtigen Autofahrer übersehen zu werden. Und wer mit kaputten Bremsen unterwegs ist, kann im Zweifelsfall nicht rechtzeitig anhalten, wenn ihm ein anderer Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt nimmt.“
Das sind gute Argumente dafür, sich bei den sicherheitsrelevanten Bauteilen des Drahtesels für aktuelles Material zu entscheiden. Komplett wartungsfreie Fahrräder gibt es zwar nicht, doch kann man durch geschickte Komponentenwahl den Kontrollaufwand deutlich reduzieren. Stichwort Lichtanlage: „Ein Nabendynamo ist heute bereits in den unteren Preisklassen Standard“, erklärt Winora-Vertriebsleiter Mario Moeschler (www.winora.de). Ins Laufrad integrierte Kraftwerke wie der „i-Light“ (ab ca. 45 EURO) des Komponentenherstellers Sram (www.sram.com) sind auch bei Schnee und Eis in der Regel durchrutschsicher und laufen so leicht, das man sie nicht als störenden Fahrtwiderstand wahrnimmt – und womöglich abschaltet.
Ohne die geeigneten Leuchtmittel bringt einem der Nabendynamo freilich wenig – und auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. „Auch ohne eine neue Fahrrad-Ausrüstungsverordnung haben sich Rückleuchten mit Standlicht-Automatik flächendeckend durchgesetzt“, weiß Guido Müller, Geschäftsführer des Beleuchtungsherstellers Busch und Müller (www.bumm.de). Nachdem sich Leuchtdioden (LED) schon seit einigen Jahren in Rückleuchten
(z. B. „toplight-flat“, ab 15 Euro) bewährt haben, kommen die superhellen und langlebigen LED nun auch verstärkt in Scheinwerfern zum Einsatz. Vorreiter auf diesem Gebiet ist wiederum Busch und Müller: Die Verbindung von modernster Elektronik und spezieller Reflektortechnik erlaubt auch im Betrieb mit einem Standard-Seitendynamo eine ungeahnt große Lichtausbeute. Fachjournalist Caspar Gebel beschreibt seine Erfahrungen mit dem „IQ Tec“-LED-Scheinwerfer (ab ca. 60 Euro) so: „Man wird als Radfahrer deutlich früher wahrgenommen, Autofahrer verhalten sich vorsichtiger – vielleicht, weil sie das hellere Licht instinktiv mit einem schnelleren Fahrzeug assoziieren.“
„Im Komfort-Bereich setzen sich gekapselte Bremssysteme immer mehr durch“, benennt Dirk Belling von Sram einen wichtigen Fahrrad-Trend zu größerer Wartungsfreiheit. Die „i-Brake“ (ab ca. 30 Euro) seines Unternehmens vereint die Bremskraft aktueller Felgenbremsen mit der Wartungsarmut der guten alten Trommelbremse.
Regelmäßiger Radcheck sinnvoll Egal, ob man ein Rad mit modernster Technik fährt oder auf ein älteres Modell vertraut: Der regelmäßige Material-Check sollte jedem Radler geläufig sein. Beleuchtung, Bremsen, Bereifung – das sind die Baugruppen, die am häufigsten Probleme machen und deshalb vor Fahrtantritt kontrolliert werden sollten. Immer hilfreich ist es, das Rad einige Zentimeter hochzuheben und auf seine Reifen plumpsen zu lassen. Zweck dieser Aktion: Hat sich irgendwo eine Schraube gelockert, lässt sich dies durch leises Klingeln erkennen. Sicherheitsrelevante Bauteile wie Sattel, Lenker und Pedale sowie Tretkurbeln sollten durch Rütteln oder Verdreh-Versuch auf festen Sitz geprüft werden.
Ob die Beleuchtung funktioniert, kann man leicht im Stand testen, indem man Vorder- beziehungsweise Hinterrad per Hand in Drehung versetzt. Wenn’s finster bleibt, sind bei neueren Fahrrädern oftmals die Steckkontakte an Leuchten und Dynamo verantwortlich: sie können sich losvibrieren. Benutzer älterer Räder, die bei Regen im Dunklen tappen, sollten entweder eine durchrutschende Dynamokappe verdächtigen oder die einadrig geführte Stromleitung. Korrosion und Nässe lassen mitunter Rahmen und Bauteile als „Masseleiter“ ihren Dienst versagen. Abhilfe schafft eine Neuverlegung der Stromkabel. „State of the Art ist ein modernes Koaxialkabel“, erklärt Lichtexperte Norbert Roth von Busch und Müller.
Bei Handbremsen ist darauf zu achten, dass sich der Bremshebel nicht bis zum Lenker ziehen lässt. Die Lagerstellen der Bremsen sowie die BremszĂĽge sollten hin und wieder mit einem Multifunktionsöl behandelt werden, um leichtgängig zu bleiben, etwa mit „Protect and Clean“ von Rema Tip Top (www.remaÂtiptop.de). Aber Vorsicht: „Schmiermittel dĂĽrfen auf keinen Fall auf Felgen, Bremsbeläge oder Bremsscheiben gelangen“, warnt Bodo Franz vom Zubehörhersteller Rema Tip Top. „Diese Komponenten sollten von Zeit zu Zeit mit speziellen Bremsenreinigern oder Entfettern behandelt werden.“ Bei Fahrrädern mit RĂĽcktritt muss darauf geachtet werden, dass die Kette nicht durchhängt – beim Betätigen der Bremse ergibt sich sonst ein gefährlicher Leerweg.
Die Pflege der Kette ist übrigens nicht nur eine Frage von quietschen oder nicht quietschen. Regelmäßiges Abwischen mit einem öligen Tuch und Nachölen verlängert das Leben des Gliederstrangs. Beim Thema Verschleiß zählt Fahrrad-Experte Gebel die relevanten Signale auf: „Bremsbeläge und moderne Felgen weisen in der Regel eine Markierung an der Oberseite auf, die die Verschleißgrenze anzeigt. Zum Kontrollieren der Kette halten Fahrradgeschäfte spezielle Messwerkzeuge vor.“ Was die Bereifung angeht, sind Radfahrer ebenso vergesslich wie Autofahrer: Die regelmäßige Kontrolle des Luftdrucks wird von beiden Gruppen vielfach vernachlässigt. Die Folgen sind dieselben: größerer Energieaufwand beim Fahren, negative Einflüsse aufs Fahrverhalten, höherer Verschleiß. Carsten Zahn vom Reifenhersteller Bohle (www.schwalbe.de) warnt vor dem Spontanversagen verschlissener Pneus: „Reifen dürfen nicht so lange gefahren werden, bis das Profil total runter ist und die Gewebelagen darunter zum Vorschein kommen. Seitliche Risse am Reifen weisen auf eine altersbedingte Versprödung hin. In beiden Fällen kann der Reifen plötzlich einreißen, die Folge ist ein Reifenplatzer und möglicherweise ein schwerer Sturz.“ Zahn rät, den Luftdruck mindestens alle vier Wochen zu kontrollieren: „Am besten nicht durch Zusammendrücken, sondern mit einem kleinen Messgerät wie dem Schwalbe Airmax digital.“
Selbstverständlich kann man den Fahrrad-Check auch in der Fachwerkstatt (z.
B. „VSF.. Wintercheck“ unter www.vsf.de) durchführen lassen – 30 bis 40 Euro kostet die Gewissheit, auf einem voll funktionstüchtigen Rad in den Frühling zu starten. Bei der Gelegenheit kann man sich auch endlich nach einem schönen Fahrradhelm umsehen. Modelle wie der zurückhaltend designte „Urban-I“ von Abus (www.abus.de, 50 Euro) sorgen dafür, dass ein Crash, wie er im Straßenverkehr auch auf einem topgepflegten Fahrrad vorkommen kann, glimpflich ausgeht.
Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr...
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