(ots) - Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will
auf dem Weg aus der Euro-Dauerkrise überschuldete Staaten künftig mit
stärkeren Sanktionen belegen. Schäuble sagte in einem Interview in
der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins
stern: "Die Integration muss fortschreiten, und ein Staat mit
Problemen, dem geholfen wird, muss im Gegenzug einen Teil seiner
Hoheitsrechte an die EU abgeben." Schäuble sagte, dies sei "allemal
besser, als Schuldenstaaten aus der Eurozone zu verstoßen". Europa
gelinge nur, "wenn klar ist, dass einzelne Mitglieder nicht aus dem
Euro herausgesprengt werden können".
Schäuble rügte indirekt die Europäische Zentralbank, die in der
Vergangenheit die zögerliche Haltung der Deutschen für die Ausweitung
der Eurokrise mit verantwortlich gemacht hatte. "Wir respektieren die
Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank. Umfassend! Und setzen
uns sehr dafür ein! Wir kritisieren sie auch nicht. Das sollte
idealerweise aber auch umgekehrt gelten." Ohne die Beharrlichkeit der
Politik wären die sehr harten Reformprogramme in den hoch
verschuldeten Staaten nicht durchgesetzt worden.
Schäuble räumte ein, dass ihm die Krise an die Nerven gegangen
ist. "Natürlich bin ich manchmal wütend", sagte er im stern. "Aber
man kann in der Politik eben nicht von einer Sekunde auf die andere
grundlegende Entscheidungen treffen." Das "derzeitige Geschehen
fördert schon den Adrenalinausstoß". Er selbst habe sich in der Krise
manchmal gefragt: "Kannst du das? Bist du physisch und psychisch in
der Lage?" Die Antwort sei: "Ja, natürlich. Sie wissen ja, das letzte
Jahr war teilweise lausig. Aber das ist vorbei, mir geht es gut, und
die Frage stellt sich nicht", sagte Schäuble, der im vergangenen Jahr
mit Rücktrittsgedanken gespielt hatte, weil er krankheitsbedingt
mehrere Wochen ausgefallen war.
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