(ots) - Die aktuellen Entscheidungen der Euroländer zur
Griechenlandkrise werden bei konsequenter Umsetzung die Währungsunion
grundsätzlich verändern. Auch in den USA und in den für die
Weltwirtschaft wichtigen BRIC Staaten stehen wichtige
fiskalpolitische und geldpolitische Entscheidungen an. Laut aktuellem
Global Economic Outlook von Deloitte stehen die Zeichen der globalen
Wirtschaft auf Entschleunigung. Das Wachstum in der Eurozone wird
durch die Turbulenzen der Peripheriestaaten aber auch durch eine
Abschwächung der bislang günstigen Entwicklung der EU-Kernländer
belastet. Grund zum Optimismus hingegen gibt die wirtschaftliche
Entwicklung der Türkei. Die USA befinden sich derzeit in einem
Schwebezustand zwischen Erholung und möglichen Double Dip. Die
BRIC-Staaten wiederum haben ganz individuelle Probleme und
Herausforderungen zu meistern.
"Die Politik hat erkannt, dass die europäische Schuldenkrise nur
durch fundamentale Reformen und Mut gelöst werden kann. Es wird kein
leichter Weg, die europäischen Volkswirtschaften wieder auf
Wachstumskurs zu bringen, aber mit der Entscheidung der Euro-Staaten
zu Griechenland wurde dieser Prozess wiederbelebt", unterstreicht
Elisabeth Denison, Director Corporate Development & Strategy bei
Deloitte. "Wichtig ist, dass das Bekenntnis der Politik zu klaren
EU-Strukturen und zur Umsetzung der EU-Stabilitätsregeln zukünftig in
die Tat umgesetzt wird."
EU und Großbritannien: mit gebremstem Schaum
Auch im derzeitigen "Europa der zwei Geschwindigkeiten" schwächt
sich das Wachstum länderübergreifend ab. Das betrifft vor allem den
Produktionssektor. Der Einkaufsmanagerindex zeigt einen
Zwei-Jahres-Tiefstand und liegt damit im weltweiten Trend. Hinzu
kommt eine zu hohe Inflationsrate - eine durchaus unkomfortable
Kombination. Der Arbeitsmarkt 2011 zeigt lediglich eine leichte
Erholung gegenüber 2010, wobei die Situation in den einzelnen Ländern
auch hier ausgesprochen unterschiedlich ist. Die Wirtschaft
Großbritanniens zum Beispiel schwächelt aufgrund der rigiden
Sparpolitik im Zusammenspiel mit einer hohen Inflationsrate.
Andererseits entwickelt sich der Arbeitsmarkt hier etwas positiver
als erwartet. Die Hoffnungen ruhen auf einer sinkenden Inflation
sowie einer positiven Lohnentwicklung im privaten Sektor.
Türkei: Hoffnungsträger am Rande Europas
Deutlich freundlicher als im Euro-Raum und Großbritannien zeigt
sich die Entwicklung in der Türkei, der "Brücke" zwischen Europa und
(Vorder-)Asien. Obwohl auch hier die Finanzkrise ihre Spuren
hinterlassen hat, konnte sich das Land vergleichsweise schnell
erholen. Die Wachstumsaussichten für das Gesamtjahr 2011 sind gut,
Produktion, Binnenkonjunktur und Arbeitsmarkt zeigen sich stabil.
Expertenschätzungen zufolge wird die Türkei bis 2017 das größte
Wachstum unter den OECD-Staaten aufweisen. Probleme machen indes das
hohe Leistungsbilanzdefizit und die Inflation.
USA: Double Dip oder nicht?
Die wirtschaftliche Lage der USA ist gekennzeichnet von einem
prekären Arbeitsmarkt und stagnierender Produktion. Derzeit scheint
ein Double Dip nicht ausgeschlossen. Der Immobilienmarkt bleibt
schwach, zudem droht das enorme Haushaltsdefizit. Entsprechende
Sparmaßnahmen werden die Konjunktur zusätzlich bremsen. Die Banken
stehen unter starkem Druck - nicht zuletzt auch wegen der
Euro-Schuldenkrise. Insgesamt, so die Expertenschätzung, müsste es
aber zu einem zweiten Bankencrash kommen, damit die Gefahr eines
Double Dip akut wird.
Japan: Erholung in Sicht?
Trotz Tsunami-Katastrophe erholt sich die japanische Wirtschaft
schneller als erwartet und alle Zeichen deuten auf ein positives
zweites Halbjahr 2011. Erfolgskritisch bleibt die Frage nach der
Energieversorgung und den staatlichen Wiederaufbauhilfen. Auf lange
Sicht stellt sich für Japan zudem die Frage nach einer Verlagerung
der Industrieproduktion zugunsten des Ausbaus besonders
wertschöpfungsstarker Sektoren.
China & Indien: Inflation bedroht Wachstum
Sowohl in China als auch in Indien ist die Inflation das fast
alles beherrschende Thema. In China spielt dabei die
Währungsaufwertung eine zentrale Rolle; dies könnte sich, negativ auf
die Exportentwicklung auswirken. In Indien bestimmt der Monsun einmal
mehr das gesamte Geschehen. Ein Anstieg der Lebensmittelpreise soll
in jedem Fall verhindert werden - nach Absicht der Zentralbank im
Zweifel auch zulasten des Wachstums. Bereits jetzt stagnieren Teile
der Produktion, der Ölpreis macht der gesamten Industrie zu schaffen
und Direktinvestitionen lassen nach. Insgesamt hängen Indiens
Perspektiven vor allem von der künftigen Fiskalpolitik ab.
Die beiden anderen BRIC-Staaten Russland und Brasilien weisen -
neben der scheinbar allgegenwärtigen Inflation -sehr unterschiedliche
Situationen auf: Während Russland ein Wachstums- und
Investitionsproblem hat, stehen in Brasilien vor allem die
Währungsaufwertung und die generelle Fiskalpolitik im Zentrum.
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