(ots) - Dass vier EU-Länder vorübergehend Leerverkäufe
verboten haben, ist eigentlich nicht einmal wert, vermeldet zu
werden. Immer wieder, wenn es die Spekulanten an den Börsen zu bunt
trieben, wird zu diesem Mittel gegriffen - vorübergehend. Und wenn
sich die Lage etwas beruhigt hat, darf im Casino wieder mit allen
Mitteln gewettet werden, bis erneut eine Blase entsteht und mit mehr
oder weniger lautem Knall platzt. Im Prinzip herrscht auch in
Euroland Konsens: Wenn die Börsen mal allzusehr übertreiben, dann
muss die Finanzaufsicht kurzzeitig eingreifen. Im Allgemeinen aber,
wird behauptet, haben sie Recht und sagen die Wahrheit über die
Verfasstheit der Wirtschaft insgesamt. Ulkigerweise teilen sich die
Marktliberalen diese Einschätzung mit einigen wenigen Linken - wobei
letztere bei jedem Börsenabsturz aufs Neue prophezeien, dass nun der
Anfang vom Ende des Kapitalismus eingeläutet sei. Börsenkurse sagen
aber bestenfalls etwas über die häufig wechselnden Stimmungen der
Investoren aus. Diese freilich werden auch von den Kursentwicklungen
bestimmt, so dass sich selbst verstärkende Prozesse entstehen und die
Aussagekraft gegen Null geht. Die Politik müsste dafür sorgen, dass
die Kursschwankungen bei Aktien, Staatsanleihen und erst recht bei
Nahrungsmitteln nicht unmittelbare Folgen für das Leben der Menschen
haben. Mit einem vorübergehenden Verbot von Leerverkäufen wird die
Dominanz der Märkte allerdings nicht einmal angekratzt.
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