(ots) - »Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von
jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.« Dieses Diktum Jesu im
Matthäus-Evangelium hat die katholische Kirche über Jahrhunderte vor
allem auf den zweiten Teil gewichtet, um sich der Verantwortung für
den ersten zu entziehen. Brot - als Umschreibung alles für das Leben
existenziell Notwendigen - wurde der Sphäre des Profanen
zugeschlagen, die erst durch das Wort Gottes (sprich: der Kirche)
ihre Weihe erhielt. Dass dieses Verfahren in Zeiten der Krise und des
Aufbegehrens selbst in traditionell katholischen Ländern nicht mehr
funktioniert, muss Papst Benedikt XVI. jetzt in Spanien erleben. Die
Massenproteste gegen die staatliche Kofinanzierung und das Sponsoring
durch Großkonzerne von katholischem Weltjugendtag und Papstbesuch
sind ein Menetekel. Hatte doch Benedikts Vorgänger Johannes Paul II.
die Weltjugendtage ins Leben gerufen, um junge Leute für die
Romkirche zu begeistern und an diese zu binden. Doch unter den
Protestierenden sind auch viele junge Katholiken. Ihnen ist die
Botschaft ihrer Kirche zu dürftig und deren Prunk auf Kosten der
Allgemeinheit ein Ärgernis. Dieser Widerspruch, den Wojtyla bisweilen
noch durch sein Charisma verdecken konnte, wird nun unter Ratzinger
immer offensichtlicher. Letzterer erklärte bei seiner Ankunft in
Madrid, der Mensch und nicht der Profit müsse im Mittelpunkt der
Wirtschaft stehen. Und des Vatikans, wäre zu ergänzen. Ein frommer
Wunsch.
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