(ots) - Es ist eine bizarre Situation: Im arabischen Staat
Libyen bahnt sich ein blutiges Finale zwischen Regierungstreuen und
-gegnern an, und die Arabische Liga beruft eine Sondersitzung ein -
zur Lage an der israelisch-ägyptischen Grenze. Das Gremium erweist
sich einmal mehr als intransparentes Orakel: Zum bedrängten Gaddafi
hingegen keine Silbe, auch nicht zur kriegsbedrohten
Zivilbevölkerung, deretwegen doch angeblich bei der NATO die
Militärsanktionen gegen Tripolis bestellt und ihre großzügige
Auslegung schweigend hingenommen wurden. Den Zynismus derlei Handelns
einmal beiseite gelassen, ist dies ein Beleg dafür, dass Gaddafis
Versuche, unter den arabischen »Brüdern« mittels stiller Diplomatie
doch noch Verbündete zu finden, offenbar gänzlich gescheitert sind.
Einen politischen Dialog zu führen, gehörte nie zu den ausgewiesenen
Fähigkeiten des Revolutionsführers von 1969, schon gar nicht als
Bittsteller. Und so nimmt der Krieg den von der NATO zurechtgebombten
Lauf. Die unvermittelt lauten Worte der Liga gegen Israel können
dagegen kaum ernst genommen werden: Zwar mögen sie manchen in Israel
überrascht haben, der noch dachte, auch ohne den Verbündeten Mubarak
könne mit den Arabern verfahren werden wie bisher. Dass aus Kairo
aber mehr als Theaterdonner zur Beschwichtigung erzürnter Massen
erscholl, muss erst noch bewiesen werden.
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