Stuttgart, 22.08.2011/CU. Waldorfschüler können mehr als nur – dem gängigen Klischee entsprechend – „ihren Namen tanzen“. Sie sind sportlich aktiv, gut in NaturwissenschafÂten, drehen preiswürdige Filme und dürfen sich über begehrte Auszeichnungen zum Abitur freuen, wie der folgende beispielhafte Ãœberblick über Auszeichnungen und Preise für Waldorfschüler im Schuljahr 2010/11 zeigt.
(firmenpresse) - Oberstufenschüler der Freien Waldorfschule Potsdam belegten mit ihrem Film „Der steiÂerne Horizont“ den 3. Platz beim bundesweiten HISTORY Award, einem Preis, den der TV-Sender HISTORY gemeinsam mit Focus Schule online ausschreibt.
Ãœber 400 Kinder und Jugendliche hatten sich am diesjährigen Wettbewerb zum Thema „Über die Grenzen" beteiligt. Der Preis, der zu einer aktiven Auseinander- setzung mit geschichtlichen Fragestellungen anregen soll, wurde zum siebten Mal vergeben. SchirmÂherrin Dr. Auma Obama überreichte ihn in München; in der Jury saß unter anderem. der bekannte Publizist Prof. Guido Knopp.
Im Dokumentarfilm „Der steinerne Horizont – Wo in Potsdam die DDR endete“, gingen die 16 Waldorfschüler anlässlich des Jahrestags des Baus der Berliner Mauer auf SpurensuÂche und ließen Zeitzeugen zu Wort kommen. Im 56-minütigen Film werden ganz persönÂliche Geschichten vom Leben im Angesicht der Mauer erzählt. Die Zeitzeugen berichten von Fluchtversuchen und vom Leben in der ehemaligen DDR. Ehemalige politische Häftlinge kommen ebenso zu Wort wie Historiker oder einstige Grenzsoldaten. Die Idee zum Dokumentarfilm kam der Geschichtslehrerin Sibylla Hesse, als sie sich selbst die Frage stellte, wo genau denn eigentlich die Mauer verlief. „Wenn ich das schon nicht weiß, wie sollen es dann die Schüler wissen, die etliche Jahre nach dem Mauerfall auf die Welt gekommen sind“, so die Lehrerin, die seit acht Jahren in Potsdam lebt. Auf diese Weise entstand das Projekt, an dem Schüler der 10. bis 12. Klassenstufe teilnahmen – mit beachtlichem Know How, wie die Laudatio zeigt. Da heißt es: „Kamera, Ton, Musik usw. lassen eigentlich kaum einen Wunsch offen. Ein Film, den man ohne Probleme auch im offiziellen Programm zeigen könnte“.
Die Geschichtswerkstatt Jena hat den Film ebenfalls ausgezeichnet: im Schüler-wettbeÂwerb zum 50. Jahrestag des Mauerbaus erhielten die Potsdamer Waldorf-schüler den 1. Preis. Er ist verbunden mit der Verleihung des Walter-Scheler-Preises, der an Widerstand, politische Verfolgung und an die Todesopfer zu Zeiten des DDR-Regimes erinnern soll.
In Hessen profilierten sich Waldorfschüler mit ihrem Abiturergebnis im Fach Bio- logie: Von 27 Schülern, die mit einem Preis für das beste Abitur in diesem Fach ausgezeichnet wurden, stammen fünf Abiturienten aus der Freien Waldorfschule Darmstadt. Tjorven Balser, Jonas Friedrich, Katharina Gander und Sonja Linden- kreuz erhielten den Karl-von-Frisch-Preis des Verbands Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.). Der Preis umfasst neben einer Urkunde einen Buchpreis sowie eine einjährige kostenfreie Mitgliedschaft im VBIO.
In Dresden belegte Cornelius Rabe aus der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Dresden mit seinem Projekt „Der mechanische Kreisel“ den 2. Platz in seiner Altersgruppe (11.-12. Klasse) beim Franz Ludwig Gehe-Preis für naturwissenschaft- liche Ideen. Der Preis wurde auf Initiative von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tilich ins Leben gerufen und hat das Motto: „Dresden rockt das Labor“.
Für den Gesamtnotendurchschnitt beim Abitur konnten fünf von 23 Abiturienten des diesjährigen Jahrgangs an der Freien Waldorfschule Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg sich über eine Auszeichnung freuen: Sie hatten alle eine Eins vor dem Komma erzielt. Auch bei den Absolventen der Fachhochschulreife war es eine Waldorfschülerin dieser Schule, die den Preis des Oberbürgermeisters für das beste Abitur ihres Jahrgangs erhielt.
Sportliche Bestleistungen hatte der Norden zu verzeichnen: Beim landesweiten Staffelmarathon auf der Insel Helgoland in Schleswig-Holstein errang eine Mann- schaft der Freien Waldorfschule Flensburg die Goldmedaille. 22 Schulen im nörd- lichsten Bundesland hatten sich für die Teilnahme an dem Wettbewerb qualifiziert.
Beim bundesweiten Städtewettbewerb „Mission Olympic“, den unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund auslobt, und der die Bürger für einen nachhaltigen Lebensstil begeistern und lokale Sportnetzwerke stärken will, ging die 8. Klasse der Freien Waldorfschule Nürtingen beim Drachenbootrennen an den Start und siegte. Dies sei kein Wunder, so Gisbert Zahn, Vorsitzender des Nürtinger Ruderclubs, denn „beim Drachenboot gewinnt nicht der, der die meiste Kraft hat, sondern der, der am besten im Rhythmus bleibt“. So war die 8. Klasse gleich mehr als eine Länge (3 Sekunden) schneller als die Kontrahenten, die „Brecher“ aus der 9. Klasse der Neckar-Realschule.
Beim Wortsegel-Schreibwettbewerb der Gemeinde Tholey im Saarland waren Schüler eingeladen, sich kreativ mit der bedeutenden Lyrikerin Mascha Kaléko auseinander zu setzen. Rund 250 junge Poeten aus dem Saarland und dem angrenzenden Lothringen brachten eigene Gedanken zu Papier. Aus allen Einsen- dungen hat die Jury 12 Preisträger ermittelt, die sich auf vier Altersklassen verteilten. Der 1. Preis in der Altersklasse „11./12./13. Klasse weiterführende Schule“ ging an Lioba Martini von der Freien Waldorfschule Saarbrücken.
Ãœber den Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschule unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr. Korporative Mitglieder sind derzeit 226 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen sowie elf Seminare/Hochschulen für Waldorfpädagogik. Daneben gibt es rund 1.900 persönliche Mitglieder.
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart eröffnet. Nach über 90 Jahren Waldorfpädagogik gibt es heute weltweit über 1.000 Waldorfschulen sowie 2.000 Kindergärten und Förder-Einrichtungen in allen Erdteilen, darunter auch in Israel, Südafrika und Ostasien.