(ots) - Die israelische Botschaft in Kairo wird von einem
Mob gestürmt, und aus Jerusalem kommen vor allem beschwichtigende
Worte. Das mag überraschen, zumal es in diesem Fall keine zwei
Meinungen gibt: Das gewaltsame Eindringen in eine diplomatische
Vertretung stellt einen Vorfall dar, der gewöhnlich heftige
bilaterale Krisen auslöst. Warum nicht in diesem Fall? Weil Israel
nicht das geringste Interesse daran hat. Premier Netanjahu weiß sehr
wohl, dass Kairo den Vorfall weder initiierte noch begünstigte und
dass man mit empörungsgeladenen Fensterreden den schlafenden Riesen,
den die ägyptischen Volksmassen als Akteur im Nahostkonflikt bisher
darstellen, wohl erst so richtig wecken würde. Und uneingestanden
sieht man jetzt, dass es ein Fehler war, sich nicht wenigstens zu
entschuldigen, als man vor Wochen sechs ägyptische Grenzer, die in
die Schusslinie gerieten, einfach so abknallte. Mit politischer
Großmäuligkeit hat Netanjahu gerade die regionale Großmacht Türkei
ohne Not brüskiert. Inzwischen lässt sich das israelisch-türkische
Zerwürfnis nicht mehr so einfach aus der Welt schaffen, wie es eine
simple Entschuldigung wegen der Tötungen auf dem Gaza-Schiff »Mavi
Marmara« vor wenigen Monaten gewiss noch getan hätte. Mit Ägypten
will man nun achtsamer umgehen. Und so geht Netanjahu praktisch auf
die Knie für Unrecht, das eigentlich Israel widerfuhr.
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