(ots) - Ein Türke neuer Führer der arabischen Volksmassen?
Deren heimlicher Held ist Erdogan bereits vor seinem triumphalen
Ägypten-Besuch gewesen. Der türkische Ministerpräsident regiert ein -
im Gegensatz zu allen Nachbarn - wirtschaftlich prosperierendes, dazu
militärisch starkes Land, das mit allen globalen und regionalen
Mächten auf gutem Fuße steht. Bisher auch mit Israel. Das ist seit
dem lautstarken Streit um die Gaza-Hilfsflotte anders. Zwar gilt als
ausgemacht, dass Israels Premier Netanjahu schon mit einem Mindestmaß
an Demut in Ankara Verzeihung hätte erlangen können. Aber er tat es
nicht. Erdogan, der Netanjahu an demagogischem Talent in nichts
nachsteht, hat den leichtfertig dahingeworfenen Fehdehandschuh des
Israelis dankbar aufgenommen. Noch ein paar militante Parolen, und
schon genoss er die Ehre des obersten Verteidigers der Palästinenser.
Diese machte ihm zuletzt freilich niemand in der Region streitig. War
die Solidarität mit den Palästinensern einst Konsens unter allen
arabischen Führern - wenigstens in Worten -, so ist davon fast nichts
geblieben. Vor allem Wortführer Ägypten war unter Mubarak eher Garant
der israelischen Politik als Sachwalter palästinensischer
Menschenrechte. Die Krise ausnahmslos aller arabischen Regimes am
östlichen Mittelmeer, dazu die in Griechenland, hat ein Machtvakuum
hinterlassen, das förmlich danach schrie, ausgefüllt zu werden.
Tayyip Erdogan hat es nur erhört.
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