(ots) - Von Sören Sgries
Noch ist schwer abzuschätzen, wie sich die "Piraten" im Parlament
schlagen werden. Der Auftritt am Tag nach der Wahl zeigt zunächst,
dass zumindest ein Konflikt vorprogrammiert ist: der um die
Kleiderordnung. Als Joschka Fischer sich in Turnschuhen vereidigen
ließ, war er piekfein gekleidet - wenn man ihn mit dem künftigen
Piraten-Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner vergleicht, der seine
Vorliebe für Blaumann und Kopftuch selbstbewusst vertritt. "Messt
mich an meiner Arbeit" fordert er. Doch können wirklich schon Inhalte
erwartet werden? Die Stärke der Piraten liegt hier sicher nicht. Sie
kokettieren fast damit, dass sie noch viel zu wenig wissen. Dass sie
zu vielen Themen Meinungen, aber noch kein Programm haben. Irgendwie
wird es schon klappen: Mit dieser (leicht naiven) Einstellung kann
die Fraktion hoffnungslos in die Irre fahren - oder aber eine Stärke
weiter ausbauen. Der Mut, sich zu eigenen Unzulänglichkeiten zu
bekennen, ist es, der die Truppe sympathisch macht - und sie deutlich
vom etablierten Politikbetrieb abhebt. Zehntausende konnten sie
überzeugen, die sonst den Wahlurnen fernbleiben. Ein Erfolg für die
Demokratie, der gerne anhalten darf. Und wenn der Preis dafür ein
Blaumann im Parlament ist - was soll's?
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