(ots) - Plätzetausch auf dem russischen Tandem? Eigentlich
werden doch nur die Trikots getauscht. Denn Wladimir Putin hatte den
Lenker nie aus der Hand gegeben. Dmitri Medwedjew gewann die
Präsidentenwahl 2008 schließlich nur, weil Putin ihn zu seinem
Wunschnachfolger erklärt und er selbst versprochen hatte, in der Spur
seines Vorgängers zu bleiben. Die meisten Russen hätten Wladimir
Wladimirowitsch schon 2008 ein drittes Mal zum Staatschef gewählt,
aber der bestand - für manchen überraschend - zumindest auf der
formalen Einhaltung der Verfassung. Putin ist bis heute der mit
Abstand populärste Politiker des Landes, was nicht heißt, dass er
nicht erbitterte - weil aussichtslose - Feinde hätte. Indessen hat
Medwedjew selbst in den Jahren seiner Präsidentschaft nie mehr als
die Rolle des Juniorpartners gespielt. Er sollte es nicht; nur
mutmaßen lässt sich, ob er es wollte. Den Ruf nach »Modernisierung«
Russlands jedenfalls - angeblich Medwedjews alleiniges Markenzeichen
- wird auch Putin erheben. Freilich fragt sich, ob er wirksame
Rezepte findet. Andernfalls aber dürfte er sich kaum bis 2024 im
Kreml halten. Man kann der Rochade übrigens durchaus auch ein
außenpolitisches Motiv unterstellen: Wer weiß, ob Barack Obama 2013
noch im Weißen Haus residiert? Herrscht dort aber ein möglicherweise
grober republikanischer Klotz, wird Putin sich nicht zu fein sein,
nötigenfalls den groben Keil zu geben.
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