(ots) - Der Militärrat selbst hat die Einsetzung einer
Untersuchungskommission angewiesen, um herausfinden, wie es zum
Ausbruch der Gewalt in Kairo kam. Eine undankbare Aufgabe. Denn wenig
spricht dafür, dass es sich um sinnlose spontane Gewalt gehandelt
hat, und wenig auch dafür, dass die Acht-Prozent-Minderheit von
Christen in Ägypten den Aufstand probte.
Wer aber davon ausgeht, dass das nächtliche Massaker Organisatoren
hatte, und denen politische Motive unterstellt, wird nicht daran
vorbeisehen können: Das stärkste Motiv haben die Auftraggeber der
Untersuchungskommission selbst, also der Militärrat. Dessen
Beliebtheitskurve als vermeintlicher Garant der mittels
Massenprotests erlangten demokratischen Veränderungen für die Ägypter
zeigte zuletzt deutlich nach unten. Weil drängende Fragen der Ägypter
bislang ohne befriedigende Antwort geblieben sind. Welche politischen
Prämissen haben die Generäle in Bezug auf bürgerliche Grundrechte,
die Aufarbeitung der Vergangenheit, die Bildung freier Parteien,
Gewerkschafts-, Religionsfreiheit und nicht zuletzt Israel/Palästina?
Hier bleiben sie rätselhaft wie die Sphinx von Gizeh. Und immer mehr
Ägypter argwöhnen, dass dies kein Ausweis überbordender politischer
Bescheidenheit ist. Wenn aber scheinbar undefinierte, gar noch
religiös motivierte Gewalt auf die Straßen zurückkehrt, wird eine
Militärherrschaft leicht an Akzeptanz wiedergewinnen. Und Hussein
Tantawi, der Chef des Generalstabs, vielleicht nächstes Jahr
Präsident.
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